: Standort Bremen?
■ Häkeldeckchen und Duftbäume
Abitur nach zwölf Jahren für die Jugendlichen in Schwachhausen? In Bremen seit kurzem als Schulversuch eingeführt. Abitur nach maximal 16 Schuljahren für Drop-outs, junge Mütter oder Menschen mit eigenwilligem Lebenslauf? In Bremen ab Donnerstag als Schulversuch nicht mehr möglich. Ein einziges Armutszeugnis für die Stadt und ihre Politiker, die nicht müde werden, ihre Weltoffenheit zu betonen.
Wohnen in exklusiven Behausungen auf dem Stadtwerder, wo Bremen auch sein Trinkwasser selbst gewinnen könnte? Die Koalition ist dafür, also wird's gemacht. Wohnen in einem Öko-Dorf an der Lesum, in Bauwagen oder Lehmhäusern? Widerspricht den Wertvorstellungen der Koalition, muss also weg.
Pferderennbahn sanieren, Rhododendron-Büsche bestaunen, Musical besuchen? Irgendwo muss der Bürger schließlich seine Freizeit verbringen, finden die Koalitionäre. Kleinkunst und Off-Kultur finanziell besser unterstützen? Die Kassen sind leer, erinnern CDU und SPD.
Tag für Tag verliert die Stadt an Farbe. Unter Standortmarketing versteht die Politik nur noch das Bewerben von Häkeldeckchen und Duftbäumchen aus der chemischen Massenproduktion. Die Entscheider sind nicht zu alt, um zu verstehen, was eine Stadt für Bewohner lebendig macht. Sie sind zu spießig. Mit so wenig Kreativität und Toleranz entwickeln sie Bremen zurück in die Steinzeit. Christoph Dowe
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