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Wer ist die bekannteste Hochschule im Land?

Die FH Potsdam hat die Gretchenfrage vieler Unis nach einem Profil beantwortet: Sie wählt ihre Studenten anhand einer Aufgabe aus

BERLIN taz ■ Wenn hierzulande der Run auf die Studienplätze beginnt, spielen qualitative Aspekte im seltensten Fall eine Rolle. Der bürokratische Prozess des Immatrikulierens muss durchgestanden und die schiere Zahl bewältigt werden. Rund 270.000 Studienanfänger schreiben sich alljährlich an irgendeiner Hochschule ein. „Ihr“ Fach haben sie mehr oder weniger gut ausgewählt. Das alles verläuft: still und unspektaktulär. Bisher.

Einer bis dato ziemlich unbekannten Hochschule, der kleinen Fachhochschule in Potsdam ist dagegen jetzt ein echter Coup gelungen. Während überall in Deutschland lautlos Matrikel gestempelt werden, versetzten die Potsdamer ihre künftigen Studis in helle Aufregung: Telefone schrillten unentwegt. Manch ein Möchtegernstudent kam eigens nach Berlin gereist. Der Grund: Die künftigen Studierenden der Disziplin „KulturArbeit“ (sic!) müssen sich tatsächlich bewerben. Für einen Moment machte das die FH zur bekanntesten Hochschule Deutschlands.

Denn um die Aufgabe zu lösen, sollten zwei Modelle von Kultur-marketing (Peymann vs. Biesenbach) begutachtet und auf andere Städte übertragen werden. Unglückseligerweise hatte der kryptische Diedrich Diederichsen die Modelle in einem Text für diese Zeitung erfunden. Das sei Absicht, machte Professor Hermann Voesgen seinen Kandidaten Mut: „Recherchieren Sie, zapfen sie unterschiedliche Quellen an.“ Das taten die Studis.

Für die taz war die Ausschreibung eine Katastrophe. Wer ist Diederichsen, wer Peybach, kann man sein Modell auf New York anwenden? – so terrorisierten die Noch-nicht-Studis, bis ein Redakteur zum großen Erklärstück im Blatt anhob. Für die KulturArbeit der FH Potsdam aber war das Verfahren ein Segen.

Es zeigt, wie simpel die Energie einer der lethargischsten Bevölkerungsgruppen überhaupt, der Studis, angestachelt werden kann. „Wir können die Studierenden nach der besonderen Eignung für unser Fach auswählen“, beschreibt Voesgen das Privileg, das er beinahe als einziger im Land genießt. Denn die Geschichte der Ausschreibung der FH Potsdam ist auch eine des Hochschulwesens: Beworben wurde sich jahrezehntelang nicht, von Kunsthochschulen abgesehen. Die ZVS und der Artikel 12 des Grundgesetzes übernahmen komplett, was mindestens zum Teil Aufgabe der Hochschule ist: das Auswählen. Erst kommenden Winter dürfen sich Unis ein Fünftel ihrer Studenten selber aussuchen.

Wie man hört, haben acht von zehn Hochschulen auf dieses Recht schon wieder verzichtet. Für sie wählt die ZVS weiter aus – nach Abinote. Ein Fehler, wie Potsdam zeigt. Die KulturArbeiter haben ein Profil. Bei ihnen sind Studienplätze ein begehrtes Gut. Und auf die Auswahl wollen Voesgen und seine KollegInnen keinesfalls verzichten: „Weil wir uns immer wieder neu fragen müssen, welche Studis wir eigentlich wollen.“ CHRISTIAN FÜLLER

PS Anrufen zwecklos, die Bewerbungsfrist endete gestern.

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