: Die Post – fit für die Börse
Vorstandsvorsitzender Zumwinkel stellte gestern die Jahresbilanz vor: zweistellige Zuwachsraten in fast allen Bereichen. Briefbeförderung macht nur 48 Prozent des Gesamtumsatzes aus. Express und Logistik wachsen am stärksten
von KATHARINA KOUFEN
Die Deutsche Post AG will im Herbst an die Börse und strotzt jetzt schon vor Optimismus: „Wir sind für den Börsengang bestens gerüstet“, verkündete der Vorstandsvorsitzende Klaus Zumwinkel, der gestern in Bonn die Jahresbilanz des Unternehmens vorstellte. Tatsächlich ergibt die Bilanz für das Geschäftsjahr 1999 zweistellige Zuwachsraten bei Umsatz und Gewinn.
Insgesamt nahm der Umsatz in den vier Sparten Brief, Express, Logistik und Finanzdienstleistungen um mehr als die Hälfte auf rund 22 Milliarden Euro zu. Der Jahresüberschuss, also der Gewinn nach der Abführung von Steuern, stieg um ein Fünftel auf mehr als 1,1 Milliarden Euro.
Im Vergleich zum Vorjahr ist der Umsatz besonders stark in der Sparte Express, der auch die Paketbeförderung angehört, gewachsen. Dieser Bereich, der in den Vorjahren noch defizitär war, brachte 1999 erstmals 65 Millionen Euro Gewinn ein.
Auch in der Sparte Logistik machte die Post ein Plus von 50 Millionen Mark. Vergleichszahlen zum Vorjahr liegen noch nicht vor: Das Unternehmen hat das Geschäft mit Transport und Lagerung sperriger Güter erst 1998 unter sein Dach geholt – mit dem Erwerb des Speditionsunternehmens Danzas.
Der Bereich Briefbeförderung, in dem die Post noch bis 2002 ein Monopol besitzt, legte um sieben Prozent zu und erbrachte 10,2 Milliarden Euro Umsatz. „Hier expandieren wir weit weniger, weil die Briefbeförderung im Gegensatz zu Logistik und Express auf Deutschland beschränkt ist“, erklärte Post-Sprecher Norbert Schäfer der taz. Befürchtungen, sein Unternehmen könnte dem Wettbewerb ab 2003 nicht gewachsen sein, teilt Schäfer nicht, weil der Brieftransport sowieso an Bedeutung verliere. „Die Post war vor 10 Jahren noch ein reiner Briefbeförderer.“ Mittlerweile mache der Umsatz dieser Sparte nur noch 48 Prozent des Gesamtumsatzes aus.
Die Postbank, ebenfalls ein Neuerwerb, schloss ihr erstes Geschäftsjahr unter den Fittichen der Post AG mit einem positiven Ergebnis von 67 Millionen Euro ab. Die Zukunft der Finanzsparte sieht das Unternehmen optimistisch: Von den Logistikfirmen sei die Posttochter Danzas die einzige, deren Dach von einem Finanzpfeiler gestützt werde, sagte Schäfer.
Die Post setze immer mehr auf die Globalisierung der Transportidee – im Sinne eines umfassenden Angebots, als „Konzern, der seinen Kunden umfassend für praktisch jedes Logistikproblem eine Lösung anbieten kann“, wie Zumwinkel wirbt. Aber auch im Sinne einer zunehmenden Konzentration auf das Ausland: Dort erwirtschaftete die Post letztes Jahr 22 Prozent ihres Gesamtumsatzes – 20 Prozent mehr als 1998. Damit liege sein Unternehmen vor Konkurrenten wie dem amerikanischen United Parcel Service, sagte der Post-Chef. Passend zum neuen, globalen Selbstbewusstsein hat sich die Post auch einen neuen Namen gegeben: Deutsche Post World Net.
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