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Donum Vitae höchst lebendig

Im Saarland eröffnet der katholische Laienverein heute seine erste Schwangerenkonfliktberatungsstelle – mit finanzieller Unterstützung des Landes

HOMBURG taz ■ Ein bisschen komisch wird er sich schon fühlen: Jürgen Grötschel, Leiter der Caritas im saarländischen Homburg, wird im Publikum sitzen, wenn heute die erste katholische Konfliktberatungsstelle für Schwangere eröffnet wird, in der wieder Beratungsscheine ausgestellt werden. Die Laienorganisation Donum Vitae macht ihre erste Beratungsstelle auf – und die Caritas, die bisher Konfliktberatungen anbot, guckt zu.

Und zwar hilflos: Die staatliche Förderung, mit der bisher die halbe Stelle der Caritas-Beraterin finanziert wurde, geht in Zukunft an Donum Vitae – 53.000 Mark im Jahr werden seiner Beratungsstelle fehlen. Auch soll die Beraterin bei Donum Vitae, die von einer naheliegenden Stelle des SkF abgeworben wurde, „das gesamte Spektrum der Schwangerenberatung“ anbieten, also nicht nur im Konfliktfall beraten, sondern auch über Hilfsangebote für junge Mütter aufklären. Damit nimmt sie der Amtskirche den letzten Trumpf: Mit dem „Beratungs- und Hilfeplan“ für junge Mütter wollten die katholischen Bischöfe ihre Beratungen – auch ohne Schein – noch überzeugender machen. Aber ärgern oder beklagen über die Konkurrenz kann man sich kaum: Die der Amtskirche unterstehenden Hilfsdienste Caritas und SkF, der Sozialdienst katholischer Frauen, dürfen keine Beratungsscheine mehr ausstellen, die Bedingung für eine straffreie Abtreibung sind – päpstliches Verbot. Donum Vitae wiederum ist gezwungen, alle Arten von Beratung anbieten: Das ist nämlich die Voraussetzung dafür, dass das saarländische Sozialministerium Geld zuschießt.

Eine unangenehme Erfahrung für die amtskirchlichen Beratungen, die sich nun in schneller Folge wiederholen könnte: Die nächsten Beratungsstellen von Donum Vitae im bayerischen Amberg und in Nordrhein-Westfalen sind demnächst startklar, insgesamt plant der Laienverein, in den nächsten zwei Jahren 100 bis 150 Beratungsstellen bundesweit zu eröffnen.

„Wir brauchen JETZT Ihre Hilfe“, steht unter einer Ultraschallaufnahme mit der Kontur eines Embryos, es ist der Spendenaufruf von Donum Vitae: 300.000 Mark hat der Verein bereits eingesammelt, Frucht der ersten Empörungswelle über die Weisung des Papstes. Zwischen 30 und 50 Prozent der Kosten werden die Bundesländer für die Donum-Vitae-Beratungen zuschießen, da sie gesetzlich verpflichtet sind, ein „plurales Beratungsangebot“ – also auch katholische Beratungsstellen – vorzuhalten. Nicht alle Bundesländer sind so konsequent wie das Saarland und entziehen diesen Zuschuss kurzerhand den amtskirchlichen Beratungen: In Rheinland-Pfalz soll es zum Beispiel einen Kompromiss geben und die Restberatung der Kirche, die so genannte allgemeine Schwangerenberatung, weiter finanziert werden. Dennoch – Donum Vitae blüht, und die amtskirchlichen Beratungen werden ein Finanzierungsproblem bekommen. Das sei nicht sein Problem, erklärt ungerührt der Homburger Caritas-Leiter Grötschel: „Die Bischöfe haben entschieden, die müssen nun auch die finanziellen Folgen tragen.“ Die gut gemeinte Idee, schwangeren Frauen die Mutterschaft mit großzügigen Zuwendungen schmackhaft zu machen, wird damit nicht gerade einfacher zu realisieren sein.

HEIDE OESTREICH

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