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Höchststrafe TBC

■ Ingo Metzmacher setzt sich gegen sein stark erkältetes Publikum durch

Wenn Generalmusikdirektor Ingo Metzmacher in der Musikhalle in Richtung Dirigentenpult schreitet, scheint das für einen Teil des Abonnementspublikum des Philharmonischen Staatsorchesters die Höchststrafe zu sein. Deutlich zeigen sie ihr Desinteresse an der Musik des 20. Jahrhunderts durch ihren ungewöhnlich starken Auswurf. Wer nur Karten für den Tuberkulose-Rang ergattern konnte, hatte es schwer. Ein Röcheln, Seufzen, Hüsteln und Husten nahm einem die Freude am Dargebotenen.

Dabei sollte das Publikum froh sein, dass ein Dirigent Werke von Franz Schreker, Arnold Schönberg und Alexander Zemlinsky so transparent darbietet wie Metzmacher. Außerdem ist die Musik gar nicht mehr so jung: In 70 Jahren kann man sich an diese Komponisten gewöhnt haben.

Vor allem die „Variationen für Orchester“ von Schönberg hätte man als Einführung in die Zwölftonmusik gleich auf Platte pressen können. Deutlich arbeiteten die Philharmoniker das Thema und die Variationen heraus. Nur schwer wird im Konzertsaal so gekonnt gezeigt, wie ein technisches Verfahren, was Variationen nun eben sind, zu einem künstlerischen Werk verschmelzen. Und selten gelingt es einem Dirigenten, die schwer herauszuhörende Bearbeitung eines dodekaphonischen Themas so klar zu vermitteln.

Im zweiten Teil aber zeigte es Metzmacher den Erkälteten im Publikum. Mit Zemlinskis sinfonischer Dichtung „Die Seejungfrau“ nach dem Märchen von Hans Christian Andersen gelang es ihm, das ganze Publikum in seinen Bann zu ziehen. Deutlich in der Motivführung und lyrisch im Gehalt war auch dieses Stück ein Glanzstück des Dirigenten und seines Orchesters. Und ein Affrond wider die Schwindsüchtigen. else

weitere Aufführung: heute 20 Uhr, Musikhalle

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