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Außer Dresden nichts gewes(d)en?

■ Die Vorschau: Planet 9 gilt als die beste Gitarrenband der sächsischen Hauptstadt. Jetzt ist sie in Bremen zu hören und verbreitet Atmosphärisches aus Stromgitarren

StatistikerInnen haben herausgefunden, dass fast die Hälfte aller Westdeutschen noch nie in der ehemaligen DDR waren. Der Prozentsatz derer, die noch nie eine Band aus dem Osten der Republik gehört haben, dürfte – wenn wir die Puhdys und City außen vor lassen – um einiges größer sein.

Deshalb wird es auch in vieler Menschen Ohren ein zweifelhaftes Prädikat sein, wenn Planet 9 wie geschehen als „Dresdens beste und interessanteste Gitarrenband“ geführt werden. Jetzt gastiert Planet 9 im Tower.

Die Band spielt sehr ausladende Songs zwischen Gitarrenpop der eher britischen Art und versetzt sie mit zarter Psychedelik. Ergänzt und kontrastiert wird das Profil durch elektrisierte Explosionen, in deren Mitte die Songs von Johannes Marx und Sven Ziesche melancholische Schleier weben. Schlichte Akkordfolgen werden in tranceartige Schleifen gelegt, dass es bisweilen fast klingt, wie Das Weeth Experience. Oder auch: „Irgendwie brutzeln hier Radiohead und Pulp in einer Pfanne“, bemerkt ein Rezensent und trifft damit ebenfalls die Atmosphäre der Songs von Planet 9.

Bisweilen nahezu epische Formen, elegischer Gesang, Versunkenheit, einem Gedanken nachhängen, bis er nur noch als ein leiser Ton in der Luft hängt. Selbst im Mutterland des Pop, wo sich in Londoner Clubs ihre schwebenden Songs in den Raum schraubten, wurde ihnen ein warmer Empfang bereitet.

Vielleicht ist es also doch ein guter Grund mal hinzuhören, wenn Dresdens beste Gitarrenband auf dem Programm steht.

Andreas Schnell

Konzert am Donnerstag, 11. Mai, um 21 Uhr in der Tower-Bar, Herdentorsteinweg 7a

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