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Sei bereit, es ist Zeit

Selbst Pet Shop Boy Neil Tennant bekommt bei den Berlin Mitte Boys gute Laune

Wir sind wir. „Ey, Alta, das is klasse, nämlich, das is wie wir irgendwie, ich mein, jetz so vom Feeling her“, begeistert sich Clemens, ein dreiundzwanzigjähriger Zivildienstleistender aus Reinickendorf. „Das finde ich total super“, sagt Ruslana, 17, eine Tierpflegerin aus Hellersdorf. „Darin finde ich mich wieder“, muss auch Karin, eine DJane aus Friedrichshain, anerkennen. „Ja, nee, klar, das hat schon was. Das trifft irgendwie auf den Punkt“, stimmt auch Sebastian ein, ein 27-jähriger Lexikalikstudent der Humboldt-Uni. Und auch Moritz, ein begeisterter Musikkritiker, findet kaum noch einen coolen Aperçu. „Wie ich’s auch drehe“, gesteht er, „das ist schlicht und einfach atemberaubend cool, so was zugleich irgendwie Blödes und doch andererseits Schlau-Raffinertes habe ich selten gehört.“

Der Song, die Musik und der Vibe, von der sich hier die Teilnehmer einer kleinen Blitzumfrage allesamt catchen lassen, stammt von den Berlin Mitte Boys, die sich unter Mitwirkung von und in Verehrung für Jürgen Laarmann nach seiner Kolumne in der traditionsreichsten deutschen Entscheiderzeitung, der Berliner 030, benannt haben. Neben all diesen namenlosen Fans zählen nicht zuletzt die Pet Shop Boys zu ihren größten Verehrern. „Wie ein Wunder“, berichten Augenzeugen, „verwandelte sich die schlechte Laune von Neil Tennant in eine ausnehmend gute, und er hüpfte einem Springball gleich die Flure entlang!“

So erlaubten die Pet Shop Boys denn auch ganz unbürokratisch eine Coverversion ihres Hits „New York City Boy“: Was gut war, denn die stadtweit gerühmten Clé und Mike Vamp hatten deren Song geradezu kongenial nachgebaut – anderenfalls wäre ja die ganze viele Arbeit völlig umsonst gewesen. Unter Mithilfe der Laarmann-Wonderland-Agentur wurde dann noch ein ebenso eindringlicher wie wahrer Text gebaut, der den Song krönte: „Alle sind horny / Und alle sind drauf / Und wissen genau / Das hört niemals auf! / Gib jetzt Vollgas / Zeig was geht! / Hau total rein, es ist niemals zu spät.“

Alle, die sich jemals eine Samstagnacht in Mitte haben treiben lassen, erkennen, wie viel unaussprechliche Wahrheit in diesen Zeilen steckt. „Hackescher Markt statt Broadway“. Denn – man liest das sogar in der Weltpresse – in Berlin geht momentan mehr ab als in Paris, London oder New York. Nicht einmal Tokio kommt da mit seinen allzu durchschaubaren Markteinbrüchen mit.

Berlin hingegen ist nicht nur einfach unecht, sondern eben auch wirklich echt. Gerade das ist seine geheime Stärke im Metropolenfight. Und die Berlin Mitte Boys haben es geschafft, genau das, was wir bislang nur vage in uns ahnten, in klare Worte zu kleiden. Sie kennen sich aus, nennen die Clubs beim Vornamen, waren schon überall. Daher winkt MTV, selbst der Deutschlandfunk signalisiert Interesse. Der Sommerhit steht vor der Tür, und fest steht, in jeder Hinsicht: Die Berlin Mitte Boys werden ein Erfolg – was so sicher ist wie das Amen in der Kirche. JÖRG SUNDERMEIER

Berlin Mitte Boys: Demnächst auch in deinem Lieblingsclub in Mitte (und überall dort, wo es CDs und Platten gibt)

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