Nachgefragt
: Bald abgekoppelt?

■ Bremen muss Bahnknotenpunkt bleiben, fordert Wilfried Töpfer

Es muss viel gemacht werden an den norddeutschen Bahn-trassen, meint Wilfried Töpfer, SPD-Abgeordneter aus Bremerhaven und stellvertretender Fraktionsvorsitzender, der fast täglich mit dem Zug nach Bremen pendelt. Damit Bremen nicht abgehängt wird, muss man das Eisenbahnnetz ausbauen.

taz: Aus täglicher Anschauung kennen Sie die Macken der Zugstrecken.

Wilfried Töpfer: Ja. In Norddeutschland muss das Netz generell ausgebaut werden. Wir haben da Nachholbedarf. Aber es ist offenkundig: Die Bahn hat finanzielle Probleme. Deshalb werden manche Sanierungsmaßnahmen geschoben. Beeinträchtigungen durch Langsamfahrt-Strecken sind aber nur kurzfristig hinnehmbar – nicht wochenlang.

An welchen Strecken muss etwas getan werden?

Zwischen Bremerhaven und Cuxhaven zum Bespiel. Die Strecke ist in einem ganz schlechten Zustand. Aus Bremer Sicht soll auch die „Amerika-Linie“ von Langwedel über Uelzen nach Stendal/Berlin ausgebaut werden. Ich höre aber, dass es Überlegungen gibt, den Abschnitt zwischen Langwedel und Uelzen nicht zu ertüchtigen, weil er so marode ist. Das können wir nicht zulassen.

Unternimmt der Senat denn genug in Punkto Bahn?

Ich kann da nicht klagen. Auch CDU-Wirtschaftssenator Hattig bemüht sich intensiv in Gesprächen bei der Bahn AG und bei der Bundesregierung, dass wir hier nicht weiter abgekoppelt werden.

Ist eine Abkoppelung denn ernsthaft zu befürchten?

Es soll vertrauliche Papiere geben: Danach will sich die Bahn von bestimmten Verbindungen zurückziehen. In einem dieser Pläne soll es zum Beispiel keine ICE-Verbindung von Bremen Richtung Hannover mehr geben. Das ist ein Indiz dafür, dass Bremen als besonderer Knotenpunkt zwischen Elbe und Ems von der Bahn nicht richtig gesehen wird. Außerdem habe ich Informationen darüber, dass der Frucht- und Fischverkehr aus Bremerhaven nach Süden über die Bahn verringert werden soll. Das wäre ein Standortnachteil für Bremerhaven.

Stichwort Oberzentrum und der geplante Küsten-Transrapid: Die SPD ist dagegen ...

Das hat mehre Gründe: Das System ist viel zu teuer. Mit den eingesparten Transrapid-Mitteln kann man in Norddeutschland mehr machen als die vorhin genannten Maßnahmen. Darauf sollte man sich besser konzentrieren als auf ein System, das noch nirgendwo in Fahrt ist. Für mich ist der Transrapid tot.

Warum?

Die Frage ist, ob er überhaupt wirtschaftlich sein wird. Wo sollen die Millionen Passagiere für eine Strecke Hamburg - Bremen - Groningen durch dünn besiedelte Gebiete eigentlich herkommen – wenn nicht mal sechs Millionen zwischen Hamburg und Berlin realistisch waren? Ich sehe dadurch keine Stärkung unserer Region. Deswegen spricht nicht nur für mich, sondern für große Teile meiner Fraktion alles dafür, vorrangig die Fern- und Nahverkehrsstrecken im Bremer Raum samt Hinterland zu sanieren. pipe