Stockholm, 21 Uhr

Der Grand Prix Eurovision de la Chanson findet heute zum 45. Mal statt. Stockholm ist Austragungsort, weil im vorigen Jahr die Schwedin Charlotte Nilsson mit „Take Me To Your Heaven“ gewonnen hatte. Veranstaltet wird der Contest in der Globe Arena, dem größten Veranstaltungszentrum Skandinaviens. Anders Lundin und Kattis Ahlström moderieren die Show. Den deutschen Livekommentar aus der Halle spricht der NDR-Moderator Peter Urban. Die ARD beginnt ihren Grand-Prix-Abend gleich nach der „Tagesschau“ mit einer 35-minütigen Sondersendung aus dem Revuetheater „Tivoli“ an der Hamburger Reeperbahn. Durch dieses Programm führt „Brisant“-Moderator Axel Bulthaupt.

24 Länder nehmen am Eurovision Song Contest teil; Griechenland, eigentlich qualifiziert, verzichtete vor einem halben Jahr auf eine Teilnahme. Lettland ist erstmals mit von der Partie. Pausieren müssen nach schlechten Platzierungen während der vergangenen Jahre Litauen, Polen, Portugal, Slowenien, Bosnien-Herzegowina. Ungarn, die Slowakei, Griechenland und Italien wissen nicht, ob sie wieder mitmachen wollen. Nach einem Jahr Dispens wieder dabei sind die Schweiz, Finnland, Rumänien, Makedonien und Russland.

Finnland, die Schweiz, Makedonien, Rumänien und Russland sind gefährdet, wieder ein Jahr aussetzen zu müssen – weil ihr Durchschnittswert aller Punktetableaus während der vergangenen vier Song Contests zu schlecht ist. Gesetzt sind, unabhängig vom Zuspruch der Jurys, Deutschland, Großbritannien, Spanien und Frankreich. Die beiden zuletzt Genannten müssten eigentlich aussetzen, aber die Eurovision hat ihnen ein Startrecht eingeräumt, um das Interesse in den zuschauerstarken Ländern nicht zu dämpfen.

Die Regeln für die Auftritte sind die üblichen: Die Musik kommt aus der Konserve, gesungen werden aber muss live – auch die Backgroundchöre müssen ihre Stimmen direkt zur Geltung bringen. Kroatien weigerte sich 1999 in Jerusalem, die Hintergrundsängerinnen live singen zu lassen – und wurde deshalb für die Errechnung des Jahresquotienten mit Punkteabzug bestraft. Die Sprache ist den Ländern freigestellt; die meisten TeilnehmerInnen werden in Englisch singen.

Das Wertungssystem ist in einer Hinsicht das gleiche wie seit 1957: Stimmen dürfen nicht für das eigene Lied abgegeben werden. 1998 war dies bei weiten Teilen des deutschen Publikums wohl nicht bekannt. Die TED-Wertung der ARD ergab, dass Guildo Horn mit großem Abstand vorne lag. Regelgerecht bekam das Lied mit den zweitmeisten Telefonanrufen die zwölf Punkte, die Türkei.

Bis vor drei Jahren oblag es Fachjuries, die Punkte zu ermitteln. Auf Initiative des NDR und der BBC ist es seither obligatorisch, die Zuschauer selbst per Telefon abstimmen zu lassen. 1998, als dieses System eingeführt wurde, gab es noch Ersatzjurys. Im Gegensatz zu den Zuschauern erkoren sie nicht Dana International mit „Diva“ zur Siegerin, sondern die Britin Imaani.

Der nächste Grand Prix wird wie vorgeschrieben im Lande des Siegertitels veranstaltet. Sollte Stefan Raab die meisten Punkte erhalten, fände das Event unter Federführung des NDR in Hannover statt.

Grand Prix-Feten: in Berlin im Columbia Fritz (Columbiadamm), Liveact: „Knorkator“; in Frankfurt im „Joe Champs“ (Zeilgalerie), Liveact: Bata Illic; in Hamburg im Schmidt’s Tivoli (Reeperbahn), Liveact: Vicky Leandros; in Hannover auf dem Expogelände, Liveact: Guildo Horn; in Köln in den Rhein-Rock-Hallen (Otto-Hahn-Str. 6–8), Liveact: „Highland“. Alle Partys beginnen um 19.30 Uhr. JaF & ThP