piwik no script img

Und so regiert hier der Senat

■ Bahnhofsplatz soll in „Hugo-Schauinsland-Platz“ umbenannt werden, und Sportressort-Defizite werden einfach „gestrichen“

Ein Teil des Bahnhofsplatzes soll „Hugo-Schauinsland-Platz“ heißen. Diese Entscheidung ist für die heutige Sitzung der Landesregierung vorbereitet worden. Die Umbenennung Den neuen Namen soll der Teil des Platzes tragen, der zwischen Breitenweg und dem eigentlichen Bahnhofsvorplatz liegt. „Die von der Umbenennung betroffenen Anlieger, das CinemaxX-Kino und das Übersee-Museum, würden die Umbenennung begrüßen“, heißt es in dem Beschlusspapier des Senats.

Ulrich Mickan, Pächter des Übersee-Cafes (bisherige Adresse: „Bahnhofsplatz 13“) weiß davon aber rein gar nichts. „Mach keinen Quatsch“, sagt er spontan auf die Nachfrage. Und dann lacht er laut: „Super. Das ist Bremen.“ Und auch sein Mit-Pächter Lazi Klein meint: „Ich finde die Idee witzig. Ich kann das aber nicht ernst nehmen. Wer ist dieser Hugo?“

Die Geschäftsführerin des CinemaxX dagegen begrüßt es sehr, dass mit der Benennung der Gründer des Übersee-Museums – Hugo Schauinsland (1857 - 1937) – geehrt wird. Aber mit dem Cine-maxX, dessen Eingang an diesem Platz liegt, habe die Umbennung nichts zu tun. „Unsere Adresse ist Breitenweg 27, und die bleibt.“ Der neue Name betreffe den Bus-Parkplatz, das ÜberseeMuseum habe das so gewollt.

Jürgen Janke, kaufmännischer Leiter des Übersee-Museums, bestätigt das. Aber mit der Adresse habe das nichts zu tun, die ist und bleibt „Bahnhofsplatz 12“. Die auswärtigen Besucher sollen das Museum doch finden, wenn sie jemanden in der Stadt nach der Adresse fragen!

„Unter Berücksichtigung des Senatsbeschlusses vom 9.11. 1965“, heißt es in dem offiziellen Papier, wird die Befürwortung der Umbenennung empfohlen. Kosten dafür entstünden nicht, da „die für die Beschaffung und Anbringung der Straßenschilder erforderlichen Haushaltsmittel dem Amt für Straßen und Verkehr zur Verfügung“ stehen, heißt es in der Vorlage für die heutige Senatssitzung.

Der Senat hat aber heute auch noch einen anderen Punkt auf der Tagesordnung. Im Haushaltsjahr 1997 hatte das Sportressort einen Verlust von 1,7 Millionen Mark gemacht. 1999 kamen 1,3 Millionen Mark dazu: Die Gesellschaft für öffentliche Bäder (GföB) konnte ihre Pachten nicht zahlen. Eigentlich sollte das Defizit gedeckt werden, indem Sportanlagen verkauft werden. Aber irgendwie klappte es nicht. Wenn es auch im Jahre 2001 nicht gelingt, das Geld zurückzuzahlen, so soll heute beschlossen werden, „ist der Senat damit einverstanden, dass der Rest der Sport-Schulden „gestrichen wird“.

Damit dieser Vorgang keine Zweifel an der Ernsthaftigkeit der Haushaltspolitik weckt, will der Senat heute festlegen, dass der Beschluss „zur Veröffentlichung nicht geeignet“ ist. K.W.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen