: Dresdner Bank streicht Jobs
Um die Prämien für Investmentbanker zu finanzieren, müssen Mitarbeiter aus der Privatkundenabteilung gehen. Jede vierte Filiale in Deutschland soll geschlossen werden
von KATHARINA KOUFEN
Die geplatzte Fusion mit der Deutschen Bank hat für die Dresdner Bank jetzt doch noch ein übles Nachspiel: 5.000 Stellen sollen gestrichen, jede vierte Filiale in Deutschland geschlossen werden. Das sagte Vorstandssprecher Bernd Fahrholz gestern auf der Hauptversammlung in Frankfurt.
Der Grund: Sonderzahlungen der Bank an ihre Mitarbeiter im Zuge der geplanten Fusion haben den Gewinn im ersten Quartal des Jahres um mehr als 50 Prozent auf 133 Millionen Euro einbrechen lassen. Statt der erwarteten 687 Millionen Euro stehen der Dresdner Bank nun 550 Millionen Euro weniger zur Verfügung. Deshalb will Fahrholz die Kosten „um rund 500 Millionen Euro pro Jahr senken“. Gleichzeitig kündigte er ein „Investitions- und Wachstumsprogramm“ mit einem Volumen von 3,5 Milliarden Euro an.
Weil die Bank „wichtige Mitarbeiter und Manager“ der Investmentbank-Tochter Kleinwort Benson halten wollte, hatte sie Sonderzahlungen von 440 Millionen Euro – fast 900 Millionen Mark – locker gemacht: Nach der Ankündigung der geplanten Fusion hatte die Zunkunft der Investmentbank als unsicher gegolten, weshalb viele Spezialisten kündigten. Den Preis für die großzügigen Lockangebote des Mutterhauses zahlen nun die weniger wichtigen Kollegen, denen die Entlassung bevorsteht: 2.900 Arbeitsplätze sollen im Geschäft mit den Privatkunden gestrichen werden – also vor allem im Service; 2.100 weitere Stellen sollen durch die „Straffung von Arbeitsprozessen“ weg fallen. Mehr als zehn Prozent der Beschäftigten sind betroffen.
„Wir haben mit so etwas gerechnet“, sagte Uwe Spitzbarth von der Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen (HBV) der taz. „Was überrascht, ist, dass die Bank diese Entlassungen gerade jetzt bekannt gibt, wo sie doch eigentlich ein goldenes Geschäftsjahr hinter sich hat.“ Der Gewinneinbruch sei schließlich nur durch einen „Management-Fehler“ entstanden. „Die Bank sollte sich noch einmal fragen, ob tatsächlich so viele Stellen gestrichen werden müssen.“
Von solchen Einwänden unberührt, kündigte Fahrholz an, sein Haus wolle jetzt zur europäischen Beraterbank werden. Gerüchte, wonach sie sich nach der geplatzten Fusion nach einem neuen Partner umsieht, seien vorerst vom Tisch. Fahrholz: „Wir werden alleine vorangehen.“ Dazu sei der Umbau des Konzerns – weg von der herkömmlichen Universalbank – vorgesehen: Die Tochter Kleinwort Benson soll europaweit ausgebaut werden. Gleichzeitig will der Mutterkonzern sich stärker auf die Vermögensberatung konzentrieren sowie auf das elektronische Geschäft im Internet.
Pläne für eine Umstrukturierung gab es schon länger: Die Dresdner Bank wollte sich im Falle der Fusion mit der Deutschen Bank dem Konzept des Partners anschließen und künftig zwischen Normalverdienern, denen ein Konto bei der Deutschen Bank 24 zugewiesen wird, und Reichen unterscheiden. Auch Arbeisplätze standen damals schon auf dem Spiel – insgesamt war bei beiden Partner von rund 16.000 die Rede.
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