Da sei die Theaterleitung vor

betr.: „Der Text wird wieder Party“ (Schauspielhäuser Hamburg und Frankfurt), taz vom 19. 5. 00

Genauso, wie es in Debatten im Stadtrat immer die Putzfrauen und Müllmänner sind, die die kommunalen Finanzen ruinieren, sind es bei den Theatern immer die Techniker und Verwaltungsangestellten, die als sture „Beamte“ den kulturellen Stillstand zu verantworten haben. Dieses Argumentationsmuster kennt man schon vom Deutschen Bühnenverein. Allerdings ist es inzwischen etwa sieben Jahre her, dass er seine Kampagne zur Rettung der Theater mit einem Propagandafeldzug gegen ihre Einbindung in den öffentlichen Dienst verband.

Seitdem haben sich die Strukturen in den meisten Theatern erheblich gewandelt, mehrere Rationalisierungswellen und neue Betriebsformen haben dazu geführt, dass der gesellschaftliche Bedeutungsverlust der Theater nun nicht mehr so leicht den nicht künstlerisch Tätigen angelastet werden kann. Aber offensichtlich hat sich dies noch nicht in allen Regionen der Republik herumgesprochen.

Nur bezüglich der langen Sommerpause hat sich noch nichts getan. Dabei war dies einer der allerersten Verbesserungsvorschläge zur Steigerung der Einnahmen, die von den Technikern gleich zu Beginn der Diskussion gemacht wurden. Schließlich sind sie schon lange des Zwangsurlaubs im Sommer überdrüssig und möchten – wie andere Werktätige auch – lieber ihre Urlaubszeit etwas freier wählen können. Doch da sei die Theaterleitung vor: Man würde sich ja der lukrativen Nebeneinnahmen als Gastregisseur beziehungsweise -schauspieler oder -sänger auf den diversen Sommerfestivals etc. berauben! Ich bin sehr gespannt, ob sich Intendant Günther Beelitz in dieser Frage gegen die eigenen KünstlerkollegInnen durchsetzen kann. BEATRIX KLEIN, Köln

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