: Durchstarten im Rosengarten
Stadt kauft heimlich Grundstücke im Süden des Dasa-Werks. Doch längere Piste als offiziell zugegeben? Behörden schweigen ■ Von Sven-Michael Veit
Mit gezielten Grundstückskäufen im Süderelberaum bereitet die Stadt die zusätzliche Erweiterung des Dasa-Werks Finkenwerder vor. Nach Informationen der taz wurden vier Häuser und Höfe im Rosengarten, unmittelbar südlich des Werks, bereits aufgekauft. Damit konkretisieren sich Befürchtungen, dass Hamburg eine Verlängerung der Start- und Landebahn auf bis zu 3500 Meter plant, um den Zuschlag für die prestigeträchtige Endmontage des geplanten Riesen-Airbus A3XX zu erhalten.
Die zuständige Wirtschaftsbehörde hat dies stets bestritten. Sie verweist auf den am 8. Mai erlassenen Planfeststellungsbeschluss, der einen Ausbau der Werkspiste auf 2684 Meter vorsieht. „Eine Planrechtfertigung für eine mögliche weitere Startbahnverlängerung“, beantwortete sie noch am 15. Mai eine Anfrage des CDU-Abgeordneten Karl-Heinz Ehlers, „liegt nicht vor“.
Dennoch werden mit dem Argument der „Flächenbevorratung“ Grundeigentümern in Rosengarten und im angrenzenden Neuenfelde Kaufangebote unterbreitet, so drei unterschiedliche Quellen gegenüber der taz. Den Besitzern eines Hauses wurde das Dreifache des üblichen Marktwertes, 150 Mark pro Quadratmeter, geboten. Sie verkauften kürzlich. Angebote bis zum Zehnfachen des ortsüblichen Werts liegen auch einer Reihe von Eigentümern mitten in Neuenfelde vor. „Die Angebote sind sehr großzügig“, weiß Obstbäuerin Gabi Quast vom Schutzbündnis für Hamburgs Elbregion, das gegen die Erweiterung des Dasa-Werks kämpft. „Die wollen mit Geld den Widerstand totschlagen“, vermutet ihr Mitstreiter Peter Bartels.
Die Wirtschaftsbehörde weiß von diesen Vorgängen offiziell nichts: „Wenn es das geben solte“, sagt Sprecher Bernd Meyer, „dann ist das Sache der Liegenschaftsverwaltung in der Finanzbehörde.“ Kai-Uwe Hübner-Dahrendorf, Büroleiter von Finanzsenatorin Ingrid Nümann-Seidewinkel, hüllt sich jedoch in Schweigen. Grundstücksgeschäfte der Stadt seien „generell vertraulich“, weil die Interessen „der privaten Vertragspartner geschützt werden müssen“.
Der potentielle Vertragspartner Hans-Günther Wendt ist da weniger zurückhaltend. Mündlich sei ihm „ein großzügiges Angebot“ für seinen zehn Hektar großen Obsthof im Rosengarten unterbreitet worden. „Aber wir verkaufen nicht“, sagt der 67-jährige Obstbaumeis-ter. Seit rund 300 Jahren ist das Anwesen in Familienbesitz, „und das soll auch so bleiben“, ergänzt Gattin Margret (61): „Wir stehen zu unserer Scholle.“
Immer wieder wird im Zusammenhang mit Aufkäufen „der Herr Fischer“ genannt. Der Inhaber des Büros für Umweltberatung (BFUB) direkt gegenüber dem Rathaus, mit Vornamen Bodo, ist seit Jahren im Auftrag der Wirtschaftsbehörde in Sachen Dasa-Erweiterung tätig. Fischer dementiert, mit verbalen städtischen Kaufangeboten hausieren zu gehen: „Ich habe keinerlei Mandat der Stadt, ich weiß davon nichts, ich habe damit nichts zu tun“, erklärte er gestern auf Nachfrage. Mit gegenteiligen Behauptungen „sollte man vorsichtig sein“, so Fischer: „Das sollen die erst mal belegen.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen