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Das Rote Kreuz blutet aus

Landesverband hat geschätzte Verluste von 160 Millionen Mark. In diesem Jahr sollen 300 Stellen abgebaut werden. Die Ursachen sind Managementfehler und Verluste im Bereich Blutspenden und bei den Asylbewerberheimen

Der Berliner Landesverband des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) steckt in einer dicken Finanzkrise: Derzeit ist unklar, ob der Wohlfahrtsverband seinen Beschäftigten die Mai-Gehälter überhaupt auszahlen kann. Verhandlungen mit den Hausbanken des DRK, die den Kreditrahmen erhöhen sollen, waren bisher erfolglos. Der Wohlfahrtsverband erwartet für dieses Jahr einen Verlust von geschätzten 40 Millionen Mark, im vergangenen Jahr hat er 50 Millionen Mark Miese gemacht. „Wir sind optimistisch, dass es zu einer Lösung kommt“, sagte DRK-Sprecherin Sprecherin Susanne Arabi.

Sie bezeichnete die Situation als „extrem schwierig“. Die Unternehmensberatung Ernst & Young hatte vor kurzem im Auftrag des DRK-Präsidiums eine Bestandsanalyse zur wirtschaftlichen Situation des Verbandes erarbeitet.

Um das DRK zu retten, das aus einer Landesgeschäftstelle und 10 eigenständigen Kreisverbänden besteht, sollen in den zentralen Verwaltungs- und Servicebereichen 80 Arbeitsplätze und in den dazu gehörigen Einrichtungen 200 weitere abgebaut werden. Dabei soll es auch betriebsbedingte Kündigungen geben. Um welche Arbeitsplätze es geht, konnte Arabi gestern nicht sagen. Die Schließung ganzer Einrichtungen soll vermieden werden. Das DRK rechnet damit, dass zum Ende des Jahres nur noch 2.200 Mitarbeiter beschäftigt sind. 1998 waren es noch 3.500.

Laut Arabi ist die Finanzlage des DRK derzeit so brisant, weil sich der Verband nicht „schnell genug angepasst“ und Bereiche nicht abgebaut habe, die nicht tragbar seien. Das Rote Kreuz habe vom Land seit 1997 insgesamt fünf Millionen Mark weniger bekommen.

Defizitär ist vor allem der Blutspendebereich. Krankenhäuser bräuchten aufgrund neuer Verfahren weniger Blut, außerdem gebe es immer mehr private Mitbewerber, die preiswerter seien.

Auch im Flüchtlingsbereich musste das DRK Defizite hinnehmen.Weil aufgrund der rigiden Bestimmungen immer weniger Asylbewerber in die Stadt kommen, mussten in den vergangen zwei Jahren sieben Heime schließen. Das DRK wurde im vergangenen Jahr von Flüchtlingsorganisationen stark kritisiert, weil es Heime unterhält, die lediglich Vollverpflegung für die Flüchtlinge anbieten.

Aber es gibt auch interne Managementfehler: Durch die Dezentralisierung der DRK-Organisation in Kreisverbände seit 1995 sind die Mitarbeiter in kaufmännischer Hinsicht vielfach überfordert. So ist es trotz einer neuen Software häufig zu Falschbuchungen gekommen. Dies hatten Wirtschaftsprüfer bereits 1998 errechnet. Der Kreisverband Schöneberg-Wilmersdorf ist seit Anfang des Jahres in einem Insolvenzverfahren.

JULIA NAUMANN

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