: vertane chancen
Renate Schmidt
Die Möglichkeiten: 1991 galt Renate Schmidt als neue SPD-Hoffnungsträgerin. Endlich war da eine Frau, die den roten Laschis den Marsch blies und den schwarzen Amigos den Kampf ansagte. Eine glänzende Karriere schien sicher.
Die Umfallerin: Ihren Ruf als mutige Kämpferin verspielte Schmidt schnell. Am Aschermittwoch 1992 wetterte sie gegen „Politkriminelle“, die mit dem Thema Asyl ein „widerwärtiges Süppchen“ kochten. Wenig später stimmte sie für den „Asylkompromiss“. Auch bei den Blauhelm-Einsätzen knickte sie ein.
Die Zögerliche: Nach Björn Engholms Rücktritt 1993 drängten viele in der SPD, nicht nur Frauen, Schmidt zur Kandidatur für den Parteivorsitz. Auch als Kanzlerkandidatin war sie im Gespräch. Schmidt verzichtete, um sich „ganz auf Bayern zu konzentrieren“. Doch gegen Stoibers CSU hatte sie keine Chance – und nach ihrer Niederlage keine Chance mehr auf höchste Ämter im Bund.
Die Inhaltslose: Getragen von hohen Sympathiewerten, verließ sich Schmidt ganz auf ihr Image als nette „Powerfrau“. Im Gegensatz etwa zur Finanzexpertin Heide Simonis in Schleswig-Holstein gelang es ihr nie, ein inhaltliches Profil zu entwickeln. Legendär ihr Plakat 1998, auf dem sie schlicht „eine schöne Sommerzeit“ wünschte.
Die Wirkungslose: Sie hatte nur wenig Chancen, an der Übermacht der CSU zu rütteln, doch die ließ sie ungenutzt. Statt die Affären der CSU zusammen mit den Grünen energisch zu untersuchen, verzettelte sich Schmidt in innerparteilichen Streitereien – ohne sich endgültig durchzusetzen. Als Stoiber 1999 in der LWS-Affäre endlich einmal taumelte, war von Schmidt nichts zu hören. Da hatte sie schon resigniert. LKW
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen