: Camelbert: Expo & alternative Projekte
Der Schwabe Michael Hönes baut im afrikanischen Lesotho Häuser und Möbel aus leeren Getränkedosen. Als einer der offiziellen Gesandten des Königreichs nimmt er an der Expo teil. Er will der Welt zeigen, „dass es in Afrika neue Ansätze im Recyclingbereich gibt“. In dem Land, in dem Dosen häufig genutzt werden, weil sie beim Transport auf zerfurchten Wegen nicht zerbrechen, ist die Idee eine Innovation. Aus Weißblechdosen formt Hönes Tische, Toiletten und Kioske, rares Holz wird eingespart. Beim Hausbau ersetzen die Büchsen Stein, Wellblech und Lehm. Mittlerweile verarbeitet seine Firma gut fünf Prozent aller Dosen, die in Lesotho anfallen. Zusammen mit kirchlichen Trägern bildet Hönes sogar Arbeitslose zu Büchsenarchitekten aus. Sein Traum: Dächer aus Tetra-Paks.
Statt französischer Weichkäse oder „Rügener Badejunge“ könnte demnächst der „Camelbert“ den Markt erobern! Das 1988 in der israelischen Negev-Wüste gegründete internationale Kamelzentrum hat unter der Leitung des Veterinärmediziners Reuven Yagil herausgefunden, dass die Höckertiere sich hervorragend zur Viehzucht eignen. Bei perfekter Anpassung an die karge Umgebung geben sie hochwertige Milch mit niedrigem Fett- und hohem Vitamin-C-Gehalt. Kamelfleisch schmeckt wie Rind, hat aber günstigere Cholesterinwerte. Die Kamelzucht soll die schlechte Ernährungslage in Wüstengebieten verbessern, internationale Seminare beinhalten etwa Methoden der Kamelkäseherstellung. Träger des weltweiten Expoprojekts ist der German Israel Fund for Research and International Development.
Das Forschungsprojekt „Unterirdische Wasseraufbereitung am Beispiel der Boker Heide“ ist eines der dezentralen Projekte der Expo in Deutschland. Im Gemeinschaftswasserwerk Boker Heide bei Paderborn wird ein neues Verfahren zur Aufbereitung von belastetem Grundwasser praktiziert: mit Hilfe eines Horizontalfilterbrunnens kann Wasser, das neben Eisen und Mangan erhöhte Konzentrationen an Stickstoffverbindungen und gelösten organischen Kohlenstoffverbindungen enthält, rückstandslos geklärt werden. Der gesamte Prozess kommt ohne überirdische Anlagen aus, als Oxidationsmittel wird lediglich Sauerstoff verwendet. Während der Expo finden Führungen statt (Infos: Kundenzentrum der Stadtwerke Paderborn, Fon 0 52 51/50 22 58)
Um einen nachhaltigen Umgang mit dem Ökosystem Regenwald zu fördern, arbeiten sechs zentralafrikanische Staaten, darunter Kamerun, Äquatorialguinea und Gabun im Projekt ECOFAC, zusammen. Eine Waldfläche von 18.000 Quadratkilometern wurde in den beteiligten Ländern unter Schutz gestellt. Ökotourismus und die wirtschaftliche Nutzung nachwachsender Pflanzen sollen neue Einkommensquellen für die Anrainer der Schutzgebiete werden. Längerfristig soll ein Bewusstsein für Naturschutz entstehen: Indem er nicht auf Kosten der dort lebenden Menschen betrieben wird, sondern so, dass diese wirtschaftlich von der Umwelt profitieren können. ECOFAC nimmt als weltweites Projekt in der Kategorie „Umwelt: Landschaft, Klima“ an der Expo teil.
Viele peruanische Kinder werden in der Schule nicht in ihrer Muttersprache unterrichtet, der Unterricht wird auf Spanisch gehalten. Die „Vereinigung der indigenen Völker Perus“ (AIDESEP), eine Repräsentation der 63 indianischen Gemeinschaften der Regenwälder Perus, betreibt nun die Ausbildung von zweisprachigen Lehrern im Amazonasgebiet. In siebzehn Dörfern hat sich der zweisprachige Grundschulunterricht bereits durchgesetzt. Das Projekt der wird im „Global House“ in Hannover vorgestellt, im Themenpark „Wissen, Information, Kommunikation“. MARTIN REICHERT
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