: Solidarisieren, mitmarschieren! Die Expo braucht Sie
Erst 56.000 Karten für ersten Tag verkauft. Werbeagenturen: Expo-Kampagne für geringen Zuspruch verantwortlich. Demo mit 1.000 Leuten
BERLIN dpa/taz■ Fünf Tage vor Eröffnung der Expo hat Bundeskanzler Gerhard Schröder an alle Bürger appelliert, am Gelingen der Weltausstellung mitzuwirken. „Dann werden auch die Leute kommen“, sagte Schröder bei der Einweihung des umgebauten Hauptbahnhofs in Hannover.
Experten führender deutscher Werbeagenturen haben für den mangelnden öffentlichen Zuspruch zur Weltausstellung mittlerweile die offizielle Werbekampagne verantwortlich gemacht. Die Kampagne sei zu „abgehoben“. Potentielle Besucher bekämen „keine Informationen, was auf der Expo los ist und warum es sich lohnt, überhaupt dorthin zu gehen“, sagte Norbert Lindhof, Geschäftsführer der Hamburger Agentur Scholz and Friends.
Dagegen sieht Expo-PR-Chef Matthias Ginsberg das Ziel erreicht, die Expo bekannt zu machen. Die Gleichsetzung von mangelhaftem Kartenabsatz mit mieser Werbung sei eine unzulässige Verkürzung.
Der Absatz der Eintrittskarten verlief bisher schleppend. So waren am Freitag für den Eröffnungstag erst rund 56.000 Karten verkauft, die allerdings mit 120 Mark auch doppelt so teuer sind wie an den anderen Expo-Tagen.
Kostenlos war dagegen die Teilnahme an einer Demonstration am vergangenen Samstag. Trotzdem kamen nur rund 1.000 Expo-Gegner. Redner kritisierten die Weltausstellung als „Schaufenster der führenden deutschen Großkonzerne“, in dem das kapitalistische Wirtschaftssystem als weltweites Zukunftsmodell angepriesen werde. Die Expo stehe zudem für einen „brutalen Zugriff auf die Naturressourcen“ vor allem durch die Gen- und Atomtechnologie. Zu der Protestaktion „Die Beherrschung verlieren – Expo No“ hatten Umweltinitiativen und autonome Gruppen aus dem gesamten Bundesgebiet aufgerufen. KOCH
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen