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Börse im Himmel

Gestern war erstmals an einem Feiertag der Aktienhandel erlaubt. Kirchen und Gewerkschaften protestierten

FRANKFURT epd ■ Kirchen und Gewerkschaften haben gestern gegen den erstmaligen Börsenhandel an Himmelfahrt protestiert. Rund 250 Menschen beteiligten sich an einer Kundgebung auf dem Börsenplatz in Frankfurt. „Die Politik darf sich nicht nur um das Wohlergehen von Aktionären kümmern, sondern muss auch die Menschen im Blick haben, die ihren Lebensunterhalt mit ihrer Arbeitskraft bestreiten“, sagte Gudrun Schmidt von der Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen. Auch am Pfingstmontag, an Fronleichnam sowie am Tag der Deutschen Einheit soll der Aktienhandel künftig erlaubt sein.

Nach Darstellung der Gewerkschaft mussten gestern bis zu 30 Prozent der Bankangestellten Dienst tun. Von der Öffnung seien auch Wertpapierhandelshäuser, institutionelle Anleger sowie die Finanzabteilungen großer Unternehmen betroffen. Vertreter der Kirchen äußerten die Sorge, dass die Sonntags- und Feiertagskultur in Deutschland weiter ausgehöhlt werde. „Wir wehren uns gegen die immer deutlicher werdende Absicht, alles in diesem Lande wirtschaftlichen Interessen unterzuordnen“, erklärte die Pröpstin für Rhein-Main, Helga Trösken.

Grundlage für eine Börsenöffnung ist das im Zuge der Euro-Einführung neu geregelte Arbeitszeitgesetz. Es erlaubt der Branche das Geschäft an allen in Europa uneinheitlichen Feiertagen. Die Deutsche Börse AG hat zudem eine Ausweitung der täglichen Handelszeiten bis 20 Uhr beschlossen.

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