: Kritik an Anwaltskanzleien
■ Vertreter von Ex-Zwangsarbeitern spricht von „Profitgier“
Der Bevollmächtigte von 4.000 ehemaligen NS- Zwangsarbeitern, Klaus von Münchhausen, hat mehrere Opfer-Anwälte scharf kritisiert. Während Firmen wie Volkswagen, Siemens und Porsche seit Jahren Opfer direkt entschädigten, „scheitert die Auszahlung aus der Bundesstiftung an der offensichtlich unermesslichen Profitgier bestimmter internationaler Anwaltskanzleien“, erklärte der Bremer Politikwissenschaftler. Schon vor Monaten hatte von Münchhausen den US-Anwälten vorgeworfen, mit den Opferverbänden Pauschalsummen ausgehandelt zu haben „in denen ihr eigener Profit eingeschlossen ist“. Am Freitag hatte der Vertreter der Stiftungsinitiative der deutschen Wirtschaft, Manfred
Gentz, darauf hingewiesen, dass in den USA weitere Sammelklagen gegen Firmen vorbereitet würden.
Von Münchhausen appellierte an den Zentralrat der Juden in Deutschland und die Jewish Claims Conference (JCC), mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln auf die US-Regierung und die Anwälte Einfluss zu nehmen, dass es umgehend zu einem deutsch-amerikanischen Rechtsfrieden kommt. Im August 1998 habe der damalige Präsident des Zentralrats der Juden und JCC-Vizepräsident, Ignatz Bubis, Massenklagen vor US-Gerichten ausdrücklich begrüßt. Es müsse „die humanitäre und patriotische Pflicht aller Verantwortlichen sein, sich für eine Auszahlung an die Opfer noch im Juli 2000 einzusetzen“.
Von Münchhausen vertritt zahlreiche KZ-Überlebende und ist Beauftragter der internationalen Hilfskooperative für die Entschädigung von Überlebenden der NS-Diktatur. Er arbeitet dabei von Bremen aus mit einer Anwaltskanzlei zusammen. Die Vertretung der Opfer übernimmt von Münchhausen nach eigenen Angaben entweder umsonst oder gegen eine Auf-wandsentschädigung. dpa
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