: Medialer Mini-Müll ohne Ratten
Das Müll-Mahnmal im Stadtpark stand nur kurz für die Kameras. Und ist viel kleiner als pädagogisch erwünscht ■ Von Gernot Knödler
Egbert Willing konkurriert als Fotomotiv mit einem Müllhaufen. Der Leiter des Gartenbauamtes im Bezirk Nord hütet das Mahnmal der Verschmutzung des Stadtparks: Hier liegt das, was die BesucherInnen seit Dienstag vergangener Woche in den Park geworfen haben, aber nicht in die Mülltonnen: Pappbecher, Chipstüten, Bierdosen. Eine halbmeterhohe, stinkende Mini-Deponie im Format zehn mal fünf Meter.
MitarbeiterInnen des Gartenbauamtes hatten den Müll zunächst eingesammelt, auf einem Betriebshof zwischengelagert und für die Presse gestern Vormittag eigens aufgeschüttet. Auf Anregung der Bezirksfraktionen von SPD, GAL und CDU hätte der Müll ursprünglich zwei Wochen lang liegen bleiben sollen, um den NutznießerInnen des Parks die Folgen ihres Tuns vor Augen zu führen. Aus Angst vor herumfliegendem Müll und marodierenden Ratten stutzte das Bezirksamt die Aktion auf ein mediales Minimal-Maß.
Dass der Müllberg kleiner ausfiel als in vielen anderen Wochen ist für Bezirksamtsleiter Mathias Frommann ein Zeichen dafür, dass die Kampagne bereits gewirkt hat. „Es wäre schön, wenn sich diese Entwicklung verstetigen würde und die Gärtner des Parks wieder ihrer eigentlichen Tätigkeit nachgehen könnten, anstatt den Müll einzusammeln“, sagt Frommann.
Gartenbauamtsleiter Willing dagegen vermutet eher, dass das lange Wochenende und „750 Jahre Winterhude“ die Leute vom Stadtpark fern und damit das Müllaufkommen gering gehalten haben. „Wir hoffen, dass das so bleibt und es auch über Pfingsten nur einen kleinen Müllberg gibt.“
Zum Vergleich und wohl auch damit der Müllhaufen nicht so verloren auf der Wiese liege, ließ der Gartenbau-Chef 18 Müllcontainer auffahren, in die Park-BesucherInnen ihre Pampers und Konservendosen werfen können. 35 davon seien allein über die große Festwiese verteilt gewesen und oft nur halb gefüllt worden. Willing zieht da-raus den Schluss, „auch wenn wir mehr Behälter hätten, würden wir ein Problem haben“.
Mülleimer zu leeren, so Willing, sei für die ArbeiterInnen vom Gartenbauamt ohne weiteres zu schaffen, nicht dagegen, den Müll in verstreuten Einzelteilen aufzusammeln. „Als es vor zwei Wochen so heiß war“, sagt der Gartenbauer, „konnten meine Mitarbeiter die Pflanzen nicht wässern, weil so viel Müll im Park lag.“
Jetzt suchen die Behörden die Zusammenarbeit mit den BürgerInnen. Noch im Sommer soll auf Initiative der Politik, der Verwaltung und von BürgerInnen ein Stadtparkverein gegründet werden. Ein stärkeres Bewusstsein für das Müll-Problem zu schaffen, könnte eines seiner vordringlichen Ziele werden. Einstweilen verteilt die bezirkliche Umweltberatung be-wusstseinsbildende Broschüren. Titel: „Müll kann uns teuer zu stehen kommen.“
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen