: Kampnägel mit neuem Kopf
■ Geschäftsführer Jack Kurfess verlässt Kampnagel, Nachfolgerin wird Tessa Beeken
„Eine düstere Stimmung und Pfützen auf den Parklätzen.“ So präsentierte sich das Kampnageltheater Jack Kurfess, als er 1992 kaufmännischer Direktor wurde. Inzwischen ist es die Einheit aus Aluminium und Beton der neuen Randbebauung, die einem, von der Barmbeker Straße kommend, zuerst ins Auge fällt. Kurfess verabschiedet sich nun dieser Tage vom Winterhuder Projekt.
Zeit, Bilanz zu ziehen: Zusammen mit Res Bossart, der 1994 die künstlerische Leitung übernahm, wollte er das Projekt Kampnagel „zukunftsfähig“ machen. Dafür waren grundsätzliche Veränderungen nötig: Zunächst wandelten die beiden den Trägerverein Kampnagel 1993 in eine selbständige GmbH um. Kurfess schaffte es, innerhalb von fünf Jahren einen Schuldenberg von circa einer Million Mark abzubauen. Entscheidend für das Theater war aber der Verkauf des Randgrundstückes zur Barmbeker Straße hin durch den Senat. Von den rund zwölf Millionen Mark Erlös wurden dem Kampnagel allerdings nur fünf für Sanierungs- und Umbaumaßnahmen zugewiesen. Dieses Geld reichte knapp, um die maroden Hallen zu renovieren und Lärmisolierungen einzubauen, so dass auch parallel laufende Veranstaltungen stattfinden konnten. Ein Teil wurde in den Bau eines neuen Zentralfoyers gesteckt.
Nach der Wiedereröffnung im November 1998 brachen dennoch keine goldenen Zeiten an: Die Kultursenatorin Christina Weiss strich die Subventionen für das Frauenfestival Hammoniale, das Alabama-Kino musste Konkurs anmelden. Außerdem machte Kurfess die schwammige Formulierung des bis heute gültigen Senatsbeschlusses von 1989 das Leben schwer. Demnach soll das Kampnagel so lange erhalten werden, wie es „vom Publikum angenommen wird“. Der scheidende Theaterkaufmann rechnet jedoch damit, dass das Kampnagel als Theater noch „länger bestehen wird“. Und in den alten Räumen des Alabama-Kinos, werden voraussichtlich wieder Filme laufen, wenn auch nicht unter den alten Betreibern.
Ab dem 1. August dieses Jahres übernimmt nun die gebürtige Hamburgerin Tessa Beeken für mindestens drei Jahre die Geschäftsleitung. Sie studierte Betriebswirtschaftslehre und arbeitete als Chefdisponentin und Stellvertreterin des Intendanten am Theater Aachen. Ihr Ziel ist es durch „professionelles Management die knappen, zur Verfügung stehenden Mittel einzusetzen“. Die dafür erforderlichen „professionellen und modernen Strukturen“ sieht Beeken auf Kampnagel als gegeben.
Sven Rhenius
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