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Malen mit Lust

Xenia Hausners Ausstellung figurativer Malerei weist sich im Käthe-Kollwitz-Museum als veritable „Kampfzone“ aus

Die figurativen Bilder von Xenia Hausner sind großformatig und buntscheckig. Damit feiert die österreichische Künstlerin den Menschen und seinen Körper, schwelgt in Sinnlichkeit. „Inmitten der Kunstwelten von Videogeräten und konzeptuellen Pollenhaufen“, wie Hausner spöttisch vermerkt, malt sie diese Bilder mit einer Selbstverständlichkeit: „Kampfzone“ hat sie ihre Ausstellung im Käthe-Kollwitz-Museum überschrieben, und im Katalog stellt sie die Arbeiten unter emphatische Gruppentitel wie „Polsterkatzen – Großstadtpflanzen – Landeier – Kritische Beobachter – Theaterfiguren – Nachtgestalten – Dominatoren – Kühle Verhältnisse – Euphorische Zustände“. Diese ironische, liebevolle Umschreibung ihrer Malopfer entbehrt nicht einer gewissen theatralischen Note. Und das nicht ohne Grund: Die 1951 geborene Malerin hat nach dem Bühnenstudium in ihrer Geburtsstadt Wien und in London bis Anfang der Neunzigerjahre fast ausschließlich für das Theater gearbeitet.

Die Porträts von Xenia Hausner aus den Neunzigerjahren gelten Freunden und Bekannten aus ihren beiden Wohngegenden Oberösterreich und Berlin. Dazu gehören auch Prominente wie Elfriede Jelinek („Oh Wildnis“), Claus Peymann („Der Theatermacher“), Peter Turrini und der unter die „Dominatoren“ eingeordnete Wirtschaftsboss „Ötsch“. Hausners Menschen, den Betrachter ernst und konzentriert fixierend, stehen immer im Zentrum der Bilder. Alle, einzeln oder als Paar, sind leicht überlebensgroß dargestellt, sogar in durchaus monumentalen Formaten wie den Bildern mit drei liegenden Frauen („Bumbesti“). Trotzdem treten sie nicht als Übermenschen auf, sondern bilden den gleichgewichtigen Teil einer Gesamtkomposition, ikonografisch wie formal. Dies schließt das mit symbolhaltigen Gegenständen ausstaffierte, räumliche Ambiente ebenso ein wie auch den Aufbau aller Bildgegenstände aus kräftigen, leuchtenden Farben.

Hausner verleiht den Farben höchstes Eigenleben. Mitunter knüpft sie dabei an expressionistische Traditionen an und scheut auch nicht vor Primärfarben zurück. Laut und schmetternd stehen sie in allen Abstufungen dicht nebeneinander. Die eher stilllebenhaften Szenarien werden mit ungestümen, teils getupften Pinselstrichen derart kräftig orchestriert, dass einem die Töne um Augen und Ohren schwirren. Selbst die einfachen glatten Rahmen sind monochrom bemalt, abgestimmt aufs jeweilige Bildklima. Das Fleckige, Flackernde der Farben erzeugt dabei eine vibrierende Unruhe, die wenig bedrohlich wirkt, eher feierlich, vital und umwerfend.

Mit „Kampfzone“ meint Hausner das Porträtieren selbst: Ein-sich-gegenseitig-Ausliefern von Malerin und Modell. Doch dieser Vorgang besitzt nichts Martialisches. Malen bedeutet für sie einen Liebesakt. Im Selbstbild „Vorher“ noch bekleidet, erscheint sie in „Nachher“ nackt und ausgelaugt. In „Die Dinge des Lebens“ stehen vor einer halb nackten, liegenden Frau groß und beschützend eine Reihe von Eimern und Tüten mit Farbpigmenten. Zwar sind die Gesichter ihrer Gegenüber „grobe, offene, schutzlose Landschaften“ (Turrini); doch sie werden nicht psychologisch decouvriert, sondern als vom Leben geprägte Physiognomien eingebettet in eine Inszenierung schöner und geheimnisvoller Alltäglichkeit.

MICHAEL NUNGESSER

Käthe-Kollwitz-Museum, Fasanenstraße, 24. bis 26. Juni; Mittwoch bis Montag 11 – 18 Uhr; Katalog 58 DM

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