: Deutsches Zyanid für Aristoteles
Deutsche Bank will Goldabbau in Griechenland finanzieren. Zyanid von Degussa-Hüls
FRANKFURT taz ■ Auf der griechische Halbinsel Chalkidiki will die Tochter des kanadischen Bergbaugiganten TVX – die Firma TVX Hellas – Gold abbauen. Finanziert werden soll das Goldprojekt von der Deutschen Bank: Das Geld für den Bau der für die Goldauswaschungen in den Bergen zwischen Olympiada und Stagira notwendigen Anlagen und für einen 80 Hektar großen „Stausee“ für den verflüssigten hochtoxischen Abraum will sie zur Verfügung stellen. Und die deutsche Firma Degussa-Hüls AG soll das Natriumzyanid liefern, das für den „chemischen Goldabbau“ gebraucht werde.
In Stagira wurde im Jahre 384 v. C. der griechische Philosoph Aristoteles geboren. Das Projekt Olympiada sei deshalb nicht nur ein Verbrechen an der Umwelt, sondern auch eine „Kulturschande“, sagte gestern in Frankfurt Eleni Panidou, Sprecherin der rund 500 EinwohnerInnen von Olympiada, die sich seit Jahren vehement gegen die Abbaupläne von TVX zur Wehr setzen.
Die Angst geht um in Olympiada: vor einem Unfall, wie er sich im Februar 2000 im rumänischen Baia Mare ereignete. Zyanid- und Arsen-verseuchter verflüssigter Abraum aus einer Goldgewinnungsanlage vergiftete nach einem Dammbruch die Flüsse Szamos und Theiß. „Der in Olympiada geplante Damm noch nicht einmal aus Beton gebaut werden“, echauffierte sich Eleni Panidou. Sollte es zu einem Dammbruch kommen, würden die Umgegend für immer vergiftet werden, befürchten die Bewohner von Olympiada. Eine in der Planung befindliche zweite Anlage will TVX Hellas auf dem Berg Stratonikon bauen: mitten in einem Trinkwasserschutzgebiet. Entsprechend heftig wehren sich die Menschen in Olympiada: Geräte wurden zerstört, das Firmengelände besetzt, es kam einmal zu Handgreiflichkeiten. Die griechische Justiz schlug zurück „wie zu Zeiten der rechtsradikalen Obristendiktatur“, entrüstete sich Johannes Rohr von der Menschenrechtsorganisation Food First Informations- und Aktions-Netzwerk (Fian). Der Bürgermeister von Olympiada wurde wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt zu 12 Jahren Haft verurteilt; das Urteil ist allerdings noch nicht rechtskräftig.
Die Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre wollen heute bei der Hauptversammlung der Deutschen Bank in Frankfurt die Anteilseigner informieren und Vorstandschef Breuer auffordern, die Finger vom Projekt Olympiada zu lassen.
KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT
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