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Tram-Gegner machen mobil

DaimlerChrysler klagt gegen Bau von Straßenbahngleisen in der Leipziger Straße. Grüne unterstützen Verkehrssenator, der die Arbeiten ohne Genehmigung anordnete

Der Automobilkonzern DaimlerChrysler mag keine Straßenbahnen. Wie am Wochenende bekannt wurde, will der Großinvestor am Potsdamer Platz das Verlegen von Straßenbahnschienen in der Leipziger Straße gerichtlich verhindern. Vor dem Oberverwaltungsgericht wurde ein Antrag auf einstweilige Verfügung zum Stopp der bereits begonnenen Arbeiten eingereicht.

Nach Ansicht der Straßenbahngegner, zu denen unter anderem der ADAC und die Bundesratsverwaltung zählen, fehlt eine Genehmigung für die Bauarbeiten. Verkehrssenator Peter Strieder (SPD) hält diese zunächst für unnötig. Erst wenn die Oberleitung für die Straßenbahn gebaut würde, brauche es einen Planfeststellungsbeschluss.

Ein Präzedenzfall aus der Vergangenheit gibt Strieder Recht. Auf der Kreuzberger Oberbaumbrücke waren vor einigen Jahren Straßenbahngleise verlegt worden, ohne dass dies rechtlich beanstandet wurde.

Für den Grünen-Verkehrsexperten Michael Cramer ist denn auch klar: „DaimlerChryslers sinnlose Klage ist reine Stimmungsmache gegen die Straßenbahn.“ Der Konzern vergesse offenbar, dass er nicht nur Autos, sondern auch Busse und Bahnen baue. Strieder solle sich nicht von Betonköpfen beirren lassen.

Strieder hatte den Einbau der Gleise damit begründet, dass die Straße ohnehin aufgerissen werde, um dort Leitungen zu sanieren. Mit dem gleichzeitigen Verlegen der Gleise wird vermieden, dass die Fahrbahn später noch einmal aufgerissen und gesperrt werden muss. Die Straßenbahngegner wollen statt der oberirdischen Tram die U-Bahn-Linie 3 aus der Versenkung holen. Diese aus finanziellen Gründen bis heute nicht verwirklichte Linie soll vom Wittenberg- über Potsdamer und Alexanderplatz nach Weißensee führen.

Ähnliche Pläne waren bereits zu DDR-Zeiten gescheitert. Seinerzeit sollte der Neubaubezirk Hohenschönhausen mit einer U-Bahn-Linie über Weißensee zum Alexanderplatz an die Innenstadt angebunden werden. Die Aufgabe übernahm dann aber eine S-Bahn-Linie.

Für Cramer ist die Straßenbahn in der Leipziger ohnehin der „Lackmustest der Berliner Verkehrspolitik“. Denn mit intelligenten Verkehrsleitschaltungen lasse sich hier der sonst übliche Konflikt von Straßenbahn- und Autoverkehr auf ein Minimum reduzieren. Da auch die Autos auf einer grünen Welle der Tram mitschwimmen könnten, würde die Autokapazität der Haupt-Ost-West-Trasse nur um sechs Prozent sinken.

RICHARD ROTHER

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