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Legal, illegal, MP3

Die Internet-Musikfirma vergleicht um Millionen

BERLIN taz ■ „Money kills Music“ hat ein MP3-Server seine Site überschrieben. Aber „Copy kills Music“ steht wie eine Beschwörungsformel über der Homepage des Verbandes der deutschen Phonoindustrie. Sie muß wissen, wovon sie redet: Nach langem Streit und Lizenzausfällen von 140 Millionen Markl im letzten Jahr wurde gestern erleichtert eine Einigung zwischen den großen Musikkonzernen BMG und der Warner Music Group mit der Internetfirma MP3.com gemeldet. Was das bedeutet: MP3.com muß den Verlagen insgesamt 40 Millionen Dollar zahlen, und MP3-Nutzern ist es ab sofort erlaubt, MP3.com-Musik abzuspielen und zu speichern. Ein Tropfen auf dem heißen Stein, denn erstens ist MP3.com natürlich nicht der einzige Musik-Online-Dienst, und zweitens stehen die Einigungen mit den übrigen Firmen Sony Music, EMI und der Universal Music Group noch aus. Das Wall Street Journal tippt auf 75 bis 100 Millionen Dollar Schweigegeld. Währenddessen pustet der Phonoverband kräftig zum Gegenwind: Ein Extragerät namens „Rights Protection System“ (RPS) zum MP3-Sites-Sperren, stellte die Musikindustrie schon vor drei Monaten vor. Der Nachteil ist jedoch, dass damit auch andere Seiten gesperrt werden können und so eventuell ungewollt Zensur stattfindet.

Wie das legale Musikherunterladen demnächst praktisch aussehen soll, scheint ebenfalls noch erklärungsbedürftig. Angeblich müsse der User vor dem Hören versichern, dass er die CD gekauft habe – warum er sie dann allerdings überhaupt noch aus dem Internet laden und wie er den Kauf „versichern“ soll, steht in den Sternen. Janosch Brengel von BMG in München: „Dazu kann ich Ihnen nichts sagen, da muß ich mich erst mal in die Materie einfinden.“ Ob da irgendwo etwas zwischen den Zeilen stecken geblieben ist? JZ

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