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Miete frisst Solidarität

Der Bürgermeister von Mahlow hält es nicht für nötig, ein Solikonzert für ein Rassimus-Opfer zu unterstützen

Morgen jährt sich zum vierten Mal der Tag, an dem in Mahlow traurige Schlagzeilen geschrieben wurden: Am 16. Juni 1996 hatten zwei Jugendliche aus dem Ort drei britische Bauarbeiter jamaikanischer Herkunft mit dem Auto verfolgt und einen Feldstein in deren Auto geworfen. Seitdem ist der schwarze Brite Noël Martin vom Hals ab gelähmt. Während einer der Täter 1999 wegen guter Führung vorzeitig entlassen wurde, sitzt der andere noch in der Justizvollzugsanstalt Brandenburg (taz vom 13. Juni 2000).

Vor Monaten schon informierten die „JungdemokratInnen / Junge Linke“ aus dem Nachbarort Blankenfelde die Gemeinde in Mahlow darüber, dass sie morgen im Mahlower Vereinshaus ein Solidaritätskonzert für Martin veranstalten wollen. Doch Bürgermeister Werner La Haine, der sich vor vier Jahren ahnungs- und hilflos über die rechte Szene im Dorf zeigte, macht auch jetzt eine schlechte Figur. Die Gemeindevertretung hat lediglich ihr Okay für die Nutzung des Vereinshauses gegeben. Doch das war es auch schon. Weil die Jugendlichen die vom Pächter erhobene Miete von 900 Mark nicht zahlen können – dann würde nichts zum Spenden übrig bleiben – wird das Solikonzert nun in Blankenfelde stattfinden. Das heißt: Neue Flyer müssen gemacht und ein Shuttledienst eingerichtet werden. Die JungdemokratInnen fühlen sich „verarscht“. Bei einem Gespräch am Dienstag habe ihnen der Bürgermeister gesagt, dass er nicht zuständig sei und dass sie mit dem Pächter verhandeln müssten. Sie sind überzeugt, dass er sich an ihrer Pressemitteilung gestört habe. Darin heißt es: „Diese Region ist mitverantwortlich für die Gesinnung und die Taten ihrer Jugendlichen.“ La Haine war gestern nicht zu erreichen. WAHN

Solikonzert am 16. Juni ab 20 Uhr in der Alten Aula im Jugendclub, Zossener Damm 2, 15827 Blankenfelde. Der Eintritt kostet 5 Mark.

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