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Soziales Gefälle in der virtuellen Welt

Jugendliche nutzen Computer und Internet meist zu Hause. Schulen und Freizeiteinrichtungen spielen kaum ein Rolle

Das Internet wird von Kindern und Jugendlichen bisher nur wenig genutzt. Häufigkeit und Art der Nutzung sinken zudem mit sozialem Status. Das ist das Ergebnis einer Studie zur Rolle und zur Nutzung des Internets durch Kinder und Jugendliche, die der taz vorliegt. Das Forschungsprojekt wurde vom Institut für Sozialforschung, Informatik und Soziale Arbeit (Isis) durchgeführt und von der Jugendsenatsverwaltung gefördert.

Dabei wurden rund 900 SchülerInnen der Klassen 7 bis 11 der verschiedenen Schulformen befragt. Außerdem haben rund 900 Kinder und Jugendliche zwischen 9 und 27 Jahren einen in das Internet gestellten Fragebogen beantwortet. Laut Studie nimmt die Beschäftigung mit dem Computer in den Freizeitaktivitäten zwar einen vorderen Rang ein. So benutzen 80 Prozent der befragten Schüler einen Computer, im Internet surft rund die Hälfte von ihnen. Jedoch ist die regelmäßige Internetnutzung für die meisten noch eine wenig ausgeprägte Tätigkeit. Nur 7,6 Prozent der SchülerInnen, die überhaupt ins Internet gehen, machen dies täglich. Die Hälfte der Kinder und Jugendlichen klickt sich nur ein bis zweimal die Woche ins weltweite Gewebe.

Hierbei gibt es signifikante Geschlechterunterschiede: 56 Prozent der Jungen erkunden die Datenflut. Bei den Mädchen sind es nur 44 Prozent. Die Zurückhaltung der Mädchen bei neuen Medien wird auch dadurch deutlich, dass in der internetbasierten Stichprobe nur ein Viertel der Probanden weiblich ist.

Auch der soziale Kontext wurde untersucht. Computer und Internet werden von den Jugendlichen meist zu Hause angeschaltet. Die Schule rangiert weit dahinter. Jugendfreizeiteinrichtungen sind auf dem letzten Platz. Insgesamt sind fast 80 Prozent aller Haushalte, in denen die in die Untersuchung einbezogenen Jungendlichen leben, mit Computern ausgestattet.

Ein unterschiedlicher EDV-Gebrauch ergibt sich bei einem Vergleich der Familienstruktur. Wo Jugendliche mit Vater und Mutter zusammenleben, ist öfters ein Computer vorhanden (84 Prozent) als bei Alleinerziehenden (73 Prozent). Die besuchte Schulform spielt ebenfalls eine Rolle: So haben Schüler, die eine Hauptschule besuchen, nur zu 68 Prozent einen Computer zu Hause, während Gymnasiasten zu 87 Prozent über einen Computer verfügen.

Isis hat auch untersucht, wofür Jugendliche die Geräte einsetzen. So stehen Computerspiele an erster Stelle, die übrigens bei Jungen sehr viel beliebter als bei Mädchen sind. Anwendungen wie „Videos bearbeiten“, mit „Datenbanken umgehen“ oder „Lernprogramme nutzen“ spielen nur eine geringe Rolle. „Texte anfertigen“ und „Ausarbeitungen für die Schule“ werden dagegen recht häufig genannt. Drei Viertel der SchülerInnen, die das Internet nutzen, schreiben E-Mails. Kaum ausgeprägt sind Bestellungen über das Internet oder die Veröffentlichung eigener Informationen.

Die durch die Studie belegte Chancenungleichheit beschäftigt auch die Jugendverwaltung. So fordert Jugendstaatsekretär Frank Ebel (SPD), dass insbesondere in den Jugendfreizeitstätten Computer angeschafft werden, um soziale Benachteiligungen von Kindern und Jugendlichen auszugleichen. Dabei bedürfe es einer stärkeren Kooperation zwischen Jugendarbeit und Schule. Vorstellbar sei zum Beispiel, dass Vereine nachmittags die Computer in den Schulen nutzen.

JULIA NAUMANN

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