Sind so kleine Räder

Früher war er Kinderkram und Vorstufe zum Fahrrad. Jetzt ist der Tretroller zurückgekehrt und will trendy sein

Der Parkplatz weit abgelegen, das Firmengelände riesengroß. Ja, da kann der gehentwöhnte Büromensch schon mal ins Schwitzen kommen. Micro-Mobility nennt der Schweizer Wim Ouboter das Zurücklegen solcher Zwischenwege. Womit natürlich auch die Fußmärsche gemeint sind, die häufig mit der Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel verbunden sind. Genau für diese Fälle konzipierte er seine Micro-Roller. Sie laufen auf Skater-Rollen und können schnell zusammengefaltet werden.

Mittlerweile gibt es mehrere Hersteller. Und ihre Produkte haben mit einem Kinderroller nicht mehr viel gemein. Geändert hat sich auch der Name: Micro- oder City-Roller scheinen sich als Gattungsnamen durchzusetzen. Auf alle Fälle gelten sie seit einiger Zeit als trendy.

Zwei Produktlinien zeichnen sich schon ab. Wer’s mehr klassisch mag, kann den Tretroller mit zwei Rädern hintereinander in einer Spur bekommen. Technikliebhaber bevorzugen eher die dem Skateboard verwandten drei- oder vierrädrigen Modelle. Letztere haben oft eine aufwendige Achsschenkellenkung, bei der wie beim Auto das kurveninnere Rad stärker einlenkt als das kurvenäußere. Damit lassen sich auch sehr enge Kurven gut fahren. Eine Bremse haben alle. Der Rahmen ist meist aus Aluminium gefertigt.

Hier eine Markübersicht, die allerdings bei dem zurzeit boomenden Markt keine Gewähr auf Vollständigkeit bieten kann. Der „Wetzer“ aus der Schweiz ist ein modifiziertes Skateboard mit Haltestange und Fußbügel zum Bremsen. Ein Modell für alle, die fürs Skateboard zu früh geboren wurden. Das Trittbrett ist höher als bei anderen Modellen, die Wendigkeit passabel. Praktisch ist der Gurt an der Lenkstange, an dem man ihn geklappt über die Schulter hängen kann.

Der „Ciro“ wurde 1999 Sieger beim Hannoveraner Industrieforum Design (iF) und ist für den Bundespreis Produktdesign nominiert. Dank Achsschenkellenkung ist er sehr wendig, der Klappmechanismus ist einfach und stabil. Es gibt ihn in verschiedenen Ausführungen.

„Kickboard“, von Wim Ouboter ursprünglich als Zubehör zum Smart entwickelt, wird heute von K2 vertrieben. Ebenfalls mit Achsschenkellenkung, jedoch leichter gebaut als der Ciro. Das selbsttragende Trittbrett ist aus glasfaserverstärktem Holz und federt angenehm bei rauem Untergrund, kostet aber auch etwas Antriebsschwung. Durch den modularen Aufbau ist individuelles Tuning möglich. Besonders klein machen lässt sich der „Micro Skate Scooter“, ebenfalls von Ouboter. Der Lenker ist höhenverstellbar. So kann er von Kindern genauso wie von Erwachsenen gefahren werden.

Minimalistisch: der „Speedstick“. Er sieht aus wie ein Spazierstock, auf dem man – ausgeklappt – fahren kann, aufgespannt durch Seile. Da auf eine Lenkung verzichtet wurde, eignet er sich nicht zum Slalomfahren. Gelenkt wird, indem man sich in die Kurve legt.

Ohne als Testfahrer auftreten zu wollen: Das Fahrverhalten ist zum Teil sehr unterschiedlich. Aber für alle gilt, dass sie auf glattem Untergrund wie etwa Asphalt oder größeren Gehwegplatten am besten rollen und dabei leicht Fahrt aufnehmen. Bei Verbundpflaster wird’s schon ungemütlicher. Und wenn der Weg zwischen Parkplatz oder U-Bahnstation und Büro aus Kopfsteinpflaster oder einer Sandpiste besteht, sollte man doch lieber zu Fuß gehen. PETER BARZEL