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vorlaufHeute im CSD-TV

„Themenabend: Planet Gay – Die Welt dreht sich andersrum“ (21.50 Uhr, arte)

Herbert Tobias, Robert Mapplethorpe, Tom of Finland – fast jeder Schwule kennt die Namen dieser Aktfotografen. Wer aber war Bob Mizer? Dieser kleine, mit Geheimratsecken und Bäuchlein gesegnete Mann war so etwas wie der Wegbereiter all dieser Bildkünstler. Bereits kurz nach dem Zweiten Weltkrieg gründete er in Los Angeles die Fotoagentur „The Athletic Model Guild“ und gab das Magazin Physique Pictorial heraus (das übrigens erst 1993 eingestellt wurde). Was die Menschen in den USA dort zu sehen bekamen, konnte sich sehen lassen: schöne, durchtrainierte und eingeölte Männer bei Spiel, Sport und Spaß. Alle unschuldig und lecker anzusehen. Da bot sich manche Projektionsfläche für schwule Fantasien, was in Zeiten der McCarthy-Ära nicht gut gehen konnte: So viel Posen in knappen Badehosen war den Ordnungshütern und Moralwächtern nicht geheuer. Mizer wurde vor Gericht geschleppt, der Zuhälterei sowie der Unzucht mit Minderjährigen beschuldigt, seine Arbeit als pornografisch gebrandmarkt. Das Doku-Drama „Beefcake“ (arte, 23 Uhr) erinnert an Mizer. Zeigt in Spielszenen, wie lustig es meist mit den Jungs in der Modellagentur zuging und wie dramatisch seine Arbeit unter Beschuss geriet. Dazwischen: Interviews mit den ehemaligen Models, die, nicht gerade im Zorn, auf die Zeit von damals zurückblicken. Das alles hat Regisseur Thom Fitzgerald flott und schmissig inszeniert – sehr reflektiert ging er dabei nicht ans Werk. Nichts erfährt man über das Selbstverständnis von Mizers Arbeit und seinen Modellen. Die Frage nach einer (schwulen) Ästhetik in seinen Fotos bleibt unbeantwortet. Lichtjahre entfernt von solchen Muskelspielen präsentiert sich „Woubi Cherie“, um 21.55 Uhr. Der Film aus Elfenbeinküste zeigt, wie Schwule, Lesben und Transsexuelle in den patriarchalen Strukturen westafrikanischer Gesellschaften ihre Nische suchen – und finden.

THORSTEN PILZ

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