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Der nächste Castor kommt bestimmt

Der Atomkonsens und die Folgen: Schon im November wird wohl wieder Strahlenmüll rollen – die Rücktransporte des aufgearbeiteten Abfalls aus Frankreich und England. Gebracht werden sie wohl ins wendländische Gorleben

HANNOVER taz ■ Eine neue Castor-Koordination soll für freie Fahrt bei Atommülltransporten sorgen. Bund, Länder und AKW-Betreiber werden eine „ständige Koordinierungsgruppe zur Durchführung der Transporte“ einrichten, so sieht es der Atomkonsens vor. Zu den Aufgaben der Castor-Koordination wird auch „die Zusammenarbeit mit den Sicherheitsbehörden“ gehören. Bundesumweltminister Jürgen Trittin zufolge wird sich aber die Zahl der Transporte, die früher bei rund 70 pro Jahr lag, nun stark verringern.

Zu den Wiederaufarbeitungsanlagen in Frankreich und England werde es nur noch einzelne Transporte geben, sagte Trittin am Dienstagabend in Hannover. Schließlich verbiete die Konsensvereinbarung nicht nur ab dem Jahr 2005 Transporte nach La Hague und Sellafield, sie mache außerdem sofort deren Genehmigung vom Nachweis der schadlosen Verwertung des Atommülls in den Anlagen abhängig. Zumindest für das britische Sellafield, so Trittin, sei dieser Nachweis derzeit erst noch zu erbringen.

Die PreussenElektra und die HEW kündigten gestern an, dass sie abgebrannte Brennelemente ins Ausland schaffen wollen. Dagegen soll es für die AKWs Neckarwestheim und Philippsburg eine jener Übergangslösungen bis zur Fertigstellung der standortnahen Zwischenlager geben, die in dem Konsenspapier empfohlen werden. Die Atommüllbehälter mit abgebrannten Brennelementen sollen jeweils mit Betonabschirmungen versehen in eine Art Castor-Einzelbunker auf dem Kraftwerksgelände untergestellt werden.

Richtig los gehen soll es jetzt allerdings erst mit den Rücktransporten von hochradioaktiven Abfällen aus der Wiederaufarbeitung, für deren Aufnahme das Zwischenlager Gorleben vorgesehen ist. Dem Bundesamt für Strahlenschutz liegt seinem Präsidenten Wolfram König zufolge ein Antrag der Nuclear Cargo Service vor, nach dem bereits im November erneut Behälter mit Glaskokillen in Gorleben eingelagert werden sollen. Da eine Brücke der nach Dannenberg führenden Eisenbahn weiter reparaturbedürftig ist, sollen die Behälter von Sachsen-Anhalt aus nach Gorleben rollen. Allerdings haben die Innenministerien in Hannover und Magdeburg erhebliche Sicherheitsbedenken gegen die dann fälligen 45 Kilometer Straßentransport mit Polizei-Eskorten. Die NCS muss jetzt zunächst gegenüber dem Bundesamt zu diesen Bedenken Stellung nehmen. Während die über die Konsensvereinbarung verbitterten wendländischen Atomgegner bereits Blockaden des nächsten Kokillentransportes planen, hält Trittin solche Aktionen nicht mehr für gerechtfertigt. Dabei verweist er auf das drei- bis zehnjährige Moratorium für die Erkundung des Endlagers Gorleben, das aber im Landkreis Lüchow-Dannenberg eher für zusätzliche Empörung sorgt.

JÜRGEN VOGES

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