: Des Pudels Kern?
Die für den 24 und 25. Juni avisierten Aufführungen des Theaterstückes Faustine, eine feministische Adaption von Goethes Faust auf die lesbische Lebensrealität der 60er Jahre, durch die gleichnamige Theatergruppe des Vereins Intervention werden nicht stattfinden. Die Autorin Karin Heyde, deren Anfang der 80er Jahre geschriebenes Buch Faustine als Vorlage des Theaterstückes diente, untersagte weitere Aufführungen. Vier Jahre Arbeit an Bühnenstück, Kulisse und sich selbst schienen sich für die Akteurinnen zunächst gelohnt zu haben. Nach den erfolgreichen April-Aufführungen hatten sich fünf Spielorte in der ganzen BRD um die Truppe bemüht, die weiteren Termine im Kellertheater waren fest vereinbart. Obwohl die Autorin zunächst ein Jahr lang an der Bühnenfassung mitwirkte und ungeachtet des großen Anklangs den die vorausgegangenen Aufführungen Anfang April im Kellertheater fanden, zwang sie Verein und Theatergruppe im Mai per einstweiliger Anordnung und Unterlassungsverfügung unter Androhung von 100.000 Mark zur Aufgabe des Projekts. An Stelle der Samstagsaufführung wird es nun eine Infoveranstaltung der Gruppe geben. Teils szenisch, teils in Diskussion, sollen die Folgen des Verbotes und weitere Pläne dargelegt werden. Die von Frau Heyde offiziell vorgetragenen Begründungen der Untersagung wechseln zurzeit. Das eigentliche Motiv der Autorin, die erste öffentliche Beachtung ihres Werkes nach bald 20 Jahren vehement zu verhindern, bleibt rätselhaft.
Infoveranstaltung „Faustine“: morgen, 19 Uhr, Mahlzeit-Saal, Billrothstr. 79, 1. Stock
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen