: inder in berlin
Vor allem gebildete Familien aus den Städten
Nach offiziellen Zahlen leben etwa 4.000 Inder in Berlin; bundesweit sind es etwa 23.000. Die größten indischen Gemeinden befinden sich in Nordrhein-Westfalen, Hessen, Bayern und Baden-Württemberg. Berlin kommt erst an fünfter Stelle – dadurch, dass sie hier auf relativ engem Raum leben, konnten die Inder allerdings diverse Strukturen schaffen. Regelmäßig finden indische Tavla- und Flötenkonzerte statt; Hindi- und Tanzkurse werden angeboten. Auch ein Gandhi-Informationszentrum, das die Erinnerung an den großen indischen Unabhängigkeitskämpfers wach halten will, ist in der Stadt.
Viele der in Deutschland lebenden Inder kommen aus indischen Großstädten, ebenfalls viele aus gebildeten Familien. Indische Billiglohnarbeiter bieten ihre Arbeitskraft eher im asiatischen Ausland an; wer den Weg in die westliche Welt sucht, hat es in der Exkolonialmacht Großbritannien immer noch leichter. Asylbewerber aus Indien gibt es kaum, da Indien eine vergleichsweise funktionierende Demokratie ist.
Bildungspolitisch ist Indien in einer absurden Situation: Einerseits verfügt das Land über ein enormes Reservoir hervorragend ausgebildeter Fachleute. Jedes Jahr werden fast 80.000 IT-Fachleute an 350 Universitäten und über 1.800 Fachhochschulen ausgebildet. Fast 80 Prozent der Absolventen der sechs Elitehochschulen des Landes wandern in die USA aus. Andererseits ist Indien laut Unicef das „ungebildetste Land der Erde“. Nur jedes zweite Kind kann auch nur auf eine abgeschlossene Grundschulausbildung verweisen. Landesweit können laut der letzten Volkszählung 1991 50 Prozent der Inder nicht lesen und schreiben. Zwei Drittel der Kinder sind unterernährt; jedes achte Kind stirbt vor Vollendung des fünften Lebensjahres. Ein großer Teil derer, die in Rajasthan oder Kaschmir in winzigen Hütten leben, werden nie eine indische Großstadt zu Gesicht bekommen – geschweige denn einen deutschen Arbeitgeber. JAGO
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