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Kollwitzplatz bekommt Wochenmarkt

Ein hochwertiger Markt mit Lebensmitteln und Kurzwaren eröffnet am nächsten Samstag in Prenzlauer Berg. Vorbild ist der Winterfeldtmarkt in Schöneberg. Initiator ist ein privater Betreiber. 48 Händler wollen kommen und verkaufen

Ab kommendem Samstag wird es auf der Wörther Straße nahe dem Kollwitzplatz in Prenzlauer Berg einen neuen wöchentlichen Markt geben.

Der Betreiber ist eine Einzelperson: Andreas-Philipp Strube möchte „einen qualitativ hochwertigen Markt“ anbieten. Also keine weißen Socken oder Billighemden, statt dessen hochwertige Lebensmittel, Geschenkartikel oder Kurzwaren. Die Kunden sollen die Auswahl haben zwischen Bio- und Normalkost. Schon lange habe er sich das gewünscht, weil viele Waren in der Gegend nicht zu bekommen seien. Der Markt am Winterfeldtplatz in Schöneberg ist sein Vorbild.

In der Kollwitzstraße besitzt Strube ein Feinkostgeschäft, das Weine, italienische Fleischwaren und Käse anbietet. Weil er mit dem Angebot in den meisten Läden in Prenzlauer Berg unzufrieden war, hat er vor fünf Jahren kurzerhand selbst diesen Laden eröffnet. „Er ist so geworden, wie ich mir immer vorstellte, dass man einkaufen geht“, schwärmt der Feinkostfan.

Auf dem Markt wird er selbst keinen Stand betreiben, dafür fehlt ihm die Zeit. „Nur mein Sohn und sein Freund werden einen Stand aufmachen.“

Viel Arbeit sei damit verbunden, einen Markt zu organisieren. Da Strube jeden der Händler, die sich um einen Stand bewerben, persönlich begutachtet, muss er lange Reisen ins Brandenburger Umland auf sich nehmen. Wichtig ist ihm neben der Qualität der Waren auch Freundlichkeit im Umgang mit den Kunden.

48 Händler haben sich bisher bei Strube angemeldet. Das ist viel für den ersten Wochenmarkt am Kollwitzplatz überhaupt. „Die Idee war so nahe liegend, dass sie bislang keiner gehabt hat“, glaubt Strube.

Die meisten Wochenmärkte im Ostteil der Stadt sind privat betrieben, im Westen laufen sie eher auf kommunaler Basis. Für die Bezirke sei der personelle Aufwand zu hoch, die Märkte in eigener Regie zu betreiben, heißt es zur Begründung aus dem Wirtschaftsamt im Prenzlauer Berg. Zudem sei das Entgelt, das ein öffentlicher Betreiber als Standgebühr von den Händlern verlangen dürfe, zu gering, um Gewinn abzuwerfen. „Ein bezirklicher Markt ist nur nötig, wenn die Versorgung mit Waren des täglichen Bedarfs schlecht ist“, so ein Mitarbeiter des Bezirksamts weiter.

Das sieht der Gesamtverband des Einzelhandels genauso wie Marktinitiator Andreas-Philipp Strube ganz anders. Er bescheinigt Prenzlauer Berg ein mangelhaftes Versorgungsniveau: „Der Nachholbedarf ist eklatant“, so ein Sprecher. Besonders Markenartikel fehlten. Zugleich wird Prenzlauer Berg als „besonders reger Bezirk“ eingeschätzt.

Etwas weiter nördlich vom Kollwitzplatz versucht man indes, hochwertigere Qualität ins Straßenbild zu bringen. In der „Interessengemeinschaft Schönhauser Allee“ etwa wollen kommunale Vertreter und Einzelhändler gemeinsam gegen den „erheblichen Leerstand“ vorgehen. Viele Geschäfte mussten wegen steigender Mietpreise schließen. Seit der Eröffnung der Schönhauser Arcaden gaben viele langjährige Besitzer ihre Läden auf.

Der Sprecher des Einzelhandelsverbands sieht in Prenzlauer Berg künftig ein besonderes Potenzial für Kunst. Jeder Bezirk soll nach seinen Vorstellungen mit seinen eigenen Stärken werben. Für den „Szenebezirk“ mit seiner Galerien- und Kneipenlandschaft ist die Richtung wohl eindeutig.

DIETMAR KAMMERER

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