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Microsoft stellt neue Taktik vor

Nun soll auch beim Softwareriesen alles übers Netz kommunizieren. Zusammenarbeit mit anderen wird damit zwingend. Bedeutung für laufendes Kartellverfahren unklar

BERLIN taz ■ Bill Gates trat vor die Presse, und der „Haupt-Softwareingenieur“ von Microsoft kündigte am Donnerstag eine Neuausrichtung des mächtigsten Softwarekonzerns der Welt an – „ehrgeiziger als alles, was wir bisher getan haben“, so Gates bei der Ankündigung der „.NET“ (sprich „dot net“) genannten Initiative. Die bisher eher für sich allein stehenden Microsoft-Programme sollen in den nächsten Jahren in netzwerkfähige Software umgewandelt werden. Sie sollen selbsttätig Informationen austauschen und das weltweite Netz nach für den User wichtigen Details durchkämmen. Der Browser werde so zur „universellen Leinwand“ für alle denkbaren Multimedia-Dienste.

Als Beispiel zeigte Microsoft ein Handy, das je nach Bedarf für verschiedene Benutzer über Mobilfunk Adressbuch, Kalender und Lieblingsinfos herunterlädt. Es soll automatisch alle Daten aktualisieren. Ebenso gab es eine Art elektronisches Tablett, das nach Wunsch ein Fernseh- oder Computerschirm, ein elektronisches Buch oder eine E-Zeitung sein kann. Auch Texte können auf den Schirm überspielt und dann mit einem Spezialstift per Hand verändert werden.

Die Orientierung am Netz und die Speicherung der Information auf zentralen Servern statt dezentral auf jedem privaten Computer ist bei manchen Firmen schon seit Jahren Prämisse. Für EDV-Sicherheitsspezialisten klingt das eher wie eine Drohung, weil durch solchen Informationstausch auch die Tür zum Datenmissbrauch geöffnet wird.

Wenn Microsoft nun auch Daten mit allen möglichen Geräten und Formaten austauschen will, muss der Riese aus Seattle auch mit anderen Softwarefirmen zusammenarbeiten – Firmen wie die Erzkonkurrenten Oracle und Sun zum Beispiel. Unklar ist auch, wie die „dot net“-Initiative mit dem Antitrustverfahren zusammenpasst: Die US-Regierung droht, den Konzern in zwei Teile zu spalten: Betriebssysteme und Anwendungsprogramme. Mit der neuen Vernetzungsstrategie will Microsoft nun alles derart verknüpfen, dass es keinesfalls mehr zu trennen ist. REM

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