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erinnerungen eines opfers französischer folter

Die Algerierin Louisette Ighilahriz: „Massu war brutal. Bigeard war nicht besser“

„Ich war immer nackt. Sie konnten ein, zwei oder drei Mal am Tag kommen. Sobald ich den Lärm ihrer Stiefel auf dem Gang hörte, begann ich zu zittern. Dann erschienen mir die Minuten wie Stunden und die Stunden wie Tage. Das Schlimmste war, die ersten Tage durchzuhalten, sich an die Schmerzen zu gewöhnen. Danach nimmt man mental Abstand, als ob der Körper zu schweben beginnt. Massu war brutal. Ekelhaft. Bigeard war nicht besser. Aber der Schlimmste war Graziani. Das war ein Perverser, der Gefallen daran fand, zu foltern. Ich habe Bigeard oft angeschrien: Wenn Sie ein Mensch sind, bringen Sie mich um. Er antwortete mir höhnisch: Noch nicht. Noch nicht!

Während dieser drei Monate hatte ich nur ein Ziel: mir das Leben zu nehmen. [...] Sie haben meine Eltern verhaftet und fast alle meine Geschwister. Mama haben sie drei Wochen lang mit der baignoire (den Kopf unter Wasser drücken) gequält. Eines Tages haben sie meinen dreijährigen Bruder zu ihr gebracht. Sie haben ihn vor ihr aufgehängt, bis er bewusstlos war.

Eines Abends, als ich meinen Kopf bewegte, um meine Schmerzen zu beruhigen, kam jemand an mein Bett. Er war etwa 45 Jahre alt. Er schlug meine Decke zurück und rief erschrocken aus: Meine Güte! Sie sind ja gefoltert worden! Wer hat das getan? Wer? Ich habe nichts geantwortet. Normalerweise wurde ich nicht gesiezt. Ich war sicher, dass das eine Falle war.“

(Aus „Le Monde“ vom 20. 6.)

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