: Immer am ersten Platz vorbeigesegelt
■ Bei der Kieler Woche präsentierten sich die deutschen Segler nicht gerade in Olympiaform – trotz anders lautender Beteuerungen einiger Verbandsfunktionäre
Beim größten Segler-Fest der Welt gab es für die deutsche Flotte keinen Grund zum Feiern. Knapp zwölf Wochen vor den Spielen in Sydney steuerten die DSV-Athleten um Starskipper Jochen Schümann in allen elf Olympia-Klassen wie schon vor zwei Jahren an einem Kieler-Woche-Erfolg vorbei. Trotz der Nullnummer mit nur einem Medaillen-Platz durch die Weltmeister Roland Gäbler/Rene Schwall (Tinglev/Kiel) als Gesamtzweite im Tornado wagte Sportdirektor Hans Sendes einen optimistischen Ausblick: „Bei Olympia können einige ganz vorne mitfahren.“
Als letzte deutsche Crew buchten Marc-Aurel Pickel und Thomas Auracher bei der 106. Kieler Woche souverän das Olympia-Ticket. Nachdem der Kieler Steuermann und sein Vorschoter aus dem bayerischen Gmund die Starboot-Ausscheidung gewonnen hatten, verzichteten sie am Sonntag auf die letzten Wettfahrten. Stattdessen musste sich das Duo mit unbewiesenen Doping-Vorwürfen der unterlegene Rivalen Frank Butzmann und Jörg Peters herumschlagen. „Das ist grob unsportlich“, schimpfte Sendes.
16 oder vielleicht sogar 17 deutsche Segler werden im September bei Olympia dabei sein. Der Berliner Surfer Alexander Baronjan, Elfter vor Kiel, hofft als „Härtefall“ noch mitreisen zu dürfen. Spitzenfunktionär Axel Güpner fordert Olympia-Medaillen ein: „Jetzt wird es Zeit, dass etwas passiert.“ Immerhin waren die DSV-Crews in den letzten zehn Jahren bei Welt- und Europameisterschaften mit 88 gewonnen Medaillen die beste Segel-Nation der Welt vor Frankreich mit 75 und Spanien mit 48.
Segel-Idol Schümann, der als einziger in den letzten zehn Jahren Olympia-Medaillen gewann, kam beim letzten Härtetest im Soling-Match-Race nicht ins Halbfinale. Der dreimalige Olympiasieger hakte in seinem Ersatzboot mit seinen Vorschotern Gunnar Bahr und Ingo Borkowski Platz sieben schnell ab. „Glücklich sind wir darüber nicht, aber abgerechnet wird in Sydney.“ Die Vize-Weltmeister im 49er, Marcus Baur und Philip Barth, fuhren als Fünfte am letzten Tag noch am möglichen Gesamterfolg vorbei. Petra Niemann (Berlin) im Europe wurde Vierte.
Erstmals waren Segler aus 55 Nationen bei den Wind- und Wasser-Spielen auf der Förde am Start. „Wir haben eine tolle Kieler Woche erlebt“, zog Regatta-Leiter Dieter Rümmeli ein positives Fazit. dpa
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