Und Gott sprach...

■ Die sieben Tage der Schöpfung: Am Jadebusen verwandelt in den kommenden Wochen eine Gruppe von Bildhauern aus dem Weser-Ems-Gebiet tonnenschwere Steine in gewaltige Skulpturen

Ivo Gohsmann ist Bildhauer. Auf dem Stein wird er in den nächs-ten Wochen herumhauen, auf dass daraus ein Kunstwerk werde. Was Bildhauer üblicherweise mit Steinen machen, an sich nichts Außergewöhnliches also. Dieser Stein ist aber etwas Besonderes. Er ist sieben Tonnen schwer, drei Meter lang und 1,20 Meter breit. Und er befindet sich in guter Gesellschaft von sechs weiteren Kolossen, von denen der schwerste elf Tonnen wiegt. Sie sind das Rohmaterial für ein Bildhauersymposium, an dem sich sieben Künstler aus dem Weser-Ems-Gebiet und aus Sachsen beteiligen.

Schauplatz ist der kleine Ort Cäciliengroden am Jadebusen. Dort hatte der Pastor der evangelischen Christus-Kirche eine Idee. „Sieben Seh-Zeichen auf sieben Seh-Meilen“ wollte Frank Klimmek setzen. Sieben Skulpturen, die die sieben Tage der Schöpfung symbolisieren, sollen entstehen, ein Kunstweg am Deich. „Die Schöpfung Gottes spiegelt sich dabei in der künstlerischen Schöpfung des Menschen wieder,“ sagt Klimmek. „Aber auch die Haushalterschaft, die der Mensch mit dem Küstenschutz ja für Gottes Schöpfung wahrnimmt.“

Zuständig für die Haushalterschaft am Deich ist der III. Oldenburgische Deichband. Dessen Vertreter ließen sich schnell von dem Projekt begeistern, nachdem ihnen hübsche kleine Modelle und Skizzen vorgestellt wurden. Als sie erfuhren, was für Größen und Gewichte auf sie zukommen, bekamen sie aber doch „einen gelinden Schreck“, sagt Immo Tjardes, der das Projekt für den Deichband betreut. „Ich bin jetzt 40 Jahre im Küs-tenschutz tätig, aber so etwas habe ich noch nicht mitgemacht.“

Damit die Skulpturen nicht in den Salzwiesen versacken, muss der Deichband für Fundamente und Sockel sorgen. Und nutzt die Gelegenheit gleich für Information in eigener Sache. Schließlich sind solche Fundamente nicht gerade billig. Jetzt werden auf den Sockeln Tafeln mit Skizzen und Texten zu Deichbau und Küstenschutz angebracht.

Unterstützt wird das Projekt auch von den umliegenden Gemeinden und von Firmen aus der Region. Und die geben nicht nur Geld, sondern sorgen auch für das tägliche Brot und das Dach über dem Kopf. „Mein Konzept war, dass jeder gibt, was er geben kann,“ sagt Pastor Klimmek. So wohnen die Künstler in Ferienwohnungen im Ort, die Bäcker bringen morgens Brötchen, eine Brauerei liefert Bier. „Die Leute haben sich sofort bereit erklärt, die Künstler in das Dorf mit einzubinden,“ freut sich Klimmek. „Eine Einwohnerin hat sie schon zur Teerunde eingeladen.“

Adrian Jähne fühlt sich jetzt schon wohl am Deich. Als einziger Beteiligter stammt er nicht aus der Region sondern aus Friedersdorf in der Lausitz. Er arbeitet zum ersten Mal am Meer. „Für mich ist das was ganz Besonderes. Und die Menschen hier sind gut drauf.“ Das habe auch Einfluss auf seine Kunst, sagt er, denn alles was er erlebe, fließe mit in den Stein ein. „Und wenn die Leute aufmerksam sind, können sie diese Spuren auch sehen.“

Gott sprach und es ward. So einfach ging das damals. Sechs Tage Arbeit, am siebten Tag durfte ER sich ausruhen. Die Künstler werden einen ganzen Monat am Deich hämmern und meißeln. Bis zum 15. Juli sollen die Skulpturen fertig sein, am 30. August werden sie auf den sieben Seh-Meilen zwischen Mariensiel und Dangast aufgestellt.

Kristin Hunfeld