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Wüste versus Waterkant

Der Soundtrack für die Fahrt über staubige Straßen im kargen Südens der USA: „Calexico“ spielt, unterstützt von „Fink“, in der Fabrik  ■ Von Sven Rhenius

Die Filmmusik eines Westerns und die Wüste. Dies sind zwei der häufigsten Assoziationen, die bei der Musik Calexicos auftauchen. Wenn Joey Burns in „Ballad of Cable Hogue“ singt: „I live out where the snakes and scorpions run.“, verwundert es wenig, dass der Name dieses Stücks identisch mit dem eines Westerns von Sam Pekinpah ist. Der Verkauf ihrer Musik sollte eigentlich mit der Vermietung von Autos in Tucson gekoppelt werden, äußerte sich Burns kürzlich: So könnten die Menschen mit einem perfekten Soundtrack durch den kargen Süden der USA fahren.

Ist das alles nur Teil einer geschickt inszenierten Romantisierung des nordamerikanischen Südwestens? „Wir nehmen uns das Spielen mit Klischees auf keinen Fall ausdrücklich vor“, sagt John Convertino, „oft weiß man selber nicht, was man gemacht hat, bevor man anfängt darüber zu reden.“

Es fällt allerdings wirklich schwer, beim Hören ihrer Musik nicht an die staubigen Straßen einer südwestamerikanischen Stadt zu denken. Auch auf ihrem letzten Tonträger Hot Rail bleiben sie bei der Stimmung, die sich schon durch den Vorgänger The Black Light zog. Das ist alles etwas melancholisch und laid back, aber auch mit einer Prise stolzen Hüftschwungs versehen.

Auf Hot Rail findet sich unter anderem eine Frau, die französisch über einem klassischen Country-song singt, sowie eine etwas betrübte Mariachi-Kapelle. Trotz ihrer Stilsicherheit verstehen es Calexico gut, verschiedene Saiten anzuschlagen und auf ihnen zu spielen. Das Publikum hat an ihnen auch immer wieder eine leichte Ironie gegenüber der vertretenen Pose ausgemacht. Das mag eine Absicherung sein, weil eine Nuance anders vielleicht schon zu tief in die Klischeeschublade führen würde.

Wie ihre Labelkollegen Tortoise sind auch die beiden Musiker, die den Kern von Calexico bilden, auf mehreren Instrumenten zu Hause. Der Sänger Joey Burns spielt unter anderem Gitarre, Bass, Akkordeon, Cello und Orgel; John Convertino schlägt Trommeln, Perkussion, Vibraphon und Marimbas. Dazu beherrscht auch er Orgel und Akkordeon.

Die dazu nötige musikalische Erfahrung sammelten die beiden in verschiedenen Bands, vor allem aber als Rhythmusgruppe von Giant Sand. Mit der Mitarbeit in diesem Langzeit-Projekt des Wüstenrockers Howe Gelb verdienen sie auch heutzutage noch einen Großteil ihrer Brötchen.

Dass es vielleicht irgendwann peinlich werden kann, ist ein Problem, mit dem MusikerInnen der western- und countryverwandten Musik ständig zu kämpfen haben. Gerade hierzulande führte die Ankündigung einer Countryband bei jüngeren Musikinteressierten oft zu einem eher angeekeltem Naserümpfen. Inzwischen haben sich Cowboyhüte jedoch schon als originelles Accessoir ihren Weg in Clublandschaft und Fotoserien gebahnt. Und es gibt Fink. Diese Hamburger Band macht genau die Musik, die uns unsere Eltern hassen ließ: deutschen Country. Das Besondere daran ist, dass Fink es schaffen, mit Banjo und Steelguitar ein Lied von der Waterkant zu singen, ohne dabei peinlich zu wirken. Ihre Texte handeln mal von einem „Herz aus Holz“, mal erzählen sie mit leichter Poesie von Alltagsproblemen, kommen aber nicht aufdringlich daher. Letzendlich spielen Fink Countrypop, und überlebenswichtig ist ihre Musik nicht unbedingt. Aber vielleicht ist es Zeit, ein altes Kindheitstrauma zu überwinden, und diese Musik einfach schön zu finden.

heute, 21 Uhr, Fabrik

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