: Gruppenbild mit Dame
■ Der Moderator der „Senioren-Talkshow“ fühlt sich vom Sponsor ausgebootet / Der Sponsor sieht das anders herum / Und das alles wegen Stargast Heidi Kabel?
Nur in einem Punkt decken sich die Aussagen – weitgehend, möchte man hinzufügen. Es war am 23. Mai auf der Toilette des Flughafen-Restaurants. Wenige Minuten bis zum Showbeginn der 161. Bremer „Senioren-Talkshow“. Zwei Männer im gekachelten Ambiente der Pissoirs. Der eine: Jens Schmidtmann, Moderator der Traditions-Talkshow. Der andere: Ansgar Matuschak, geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Bremer Wohnstift e.V. – der Sponsor der Rederunde mit Kaffee und Kuchen.
„Jens, heute ist alles anders“, soll Matuschak zum Moderator gesagt haben. Den Talk mit Stargast Heidi Kabel solle heute der Laienschauspieler Jörg Schlichtkrull übernehmen. Und überdies solle sich Schmidtmann an dem Honorar für Talkgast Kabel - 2.500 Mark soll die Dame gekostet haben – beteiligen.
Das Klogespräch war nur der erste Akt in einem Schauspiel, an dessen Ende beide Seiten reklamieren, den geschlossenen Kooperationsvertrag schneller gekündigt zu haben, als die Gegenseite. „Ich bin randvoll bedient“, sagt Schmidtmann, der sich ausgebootet fühlt und im Kabel-Talk „lediglich zwei kurze Fragen“ einwerfen konnte. Matuschak schießt zurück: Das „Persönlichkeitsprofil“ Schmidtmanns sei einer „kontinuierlichen, finanziell seriösen und imagefördernden Zusammenarbeit nicht zuträglich“. Und das alles wegen Heidi Kabel?
Akt zwei des Schauspiels geht so: Der „Weser-Report“ berichtet über den Talk. Auf dem Foto: Hauptmoderator Jens Schmidtmann mit Heidi Kabel. Auch das „Neustädter Echo“ berichtet. Auf dem Foto: Laienschauspieler Jörg Schlichtkrull mit Heidi Kabel. Auch das „Bremen-Magazin“ berichtet. Auf dem Foto: Heidi Kabel zwischen Laienschauspieler, Hauptmoderator und Gästen der Talkrunde.
Jetzt werfen sich die beiden Seiten gegenseitig den Bruch von Verabredungen vor: Das Foto nur mit Schmidtmann sei nicht fair – dem Sponsoren gegenüber. Das Foto nur mit Schlichtkrull sei nicht fair – dem Hauptmoderator gegenüber. Das Blut wallt hoch und – bums – die gegenseitigen Kündigungen der Freundschaft.
Schmidtmann argumentiert: Er sei laut Vertrag der Hauptmoderator, nicht der Laienschauspieler, den Matuschak aus gemeinsamen Zeiten am Unions-Theater kenne. Eine Beteiligung am Honorar sei vorher nicht vereinbart gewesen. Die Senioren-Talkshow sei seit zwölf Jahren sein Kind, er habe nichts falsch gemacht. Die „Senioren-Talkshow“ geht weiter, aber ohne den Bremer Wohnstift. Neue Sponsoren seien schon gefunden.
Matuschak argumentiert: Eine Honorarbeteiligung sei abgesprochen gewesen. „Finanzielle Ungereimtheiten“ zwischen Schmidtmann und Dritten hätten durch den Bremer Wohnstift ausgeglichen werden müssen, damit die Show weitergeht. Schmidtmann habe zweifellos seinen Fanclub, doch nach der Trennung von Moderator und Sponsor könne man auch alleine weitermachen. Arbeitstitel der künftigen Wohnstift-Seniorentalkshow: „Im besten Alter.“
Und jetzt? „Matuschak sieht mich nicht wieder“, sagt Schmidtmann und kündigt den nächsten Talkgast Jens Eckhoff, CDU-Fraktionschef, an. Für die bald zu initiierende Redeschau des Wohnstifts „hoffen wir auch auf ihre Unterstützung“, verkündet Matuschak. Konkurrenz belebt das Geschäft.
Christoph Dowe
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