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Teltowkanal schlägt Wellen

Länderstreit um Ausbau der Wasserstraßen-Südtrasse. Brandenburg will, Berlin nicht

Wenn sich heute Vertreter Berlins und Brandenburgs im gemeinsamen Koordinierungsrat beider Länder treffen, werden die Wellen hochschlagen. Streitpunkt diesmal: der Ausbau des Teltowkanals, Teil des Verkehrsprojekts Deutsche Einheit Nummer 17. Offiziell ist der Ausbau der Wasserstraße Berlin–Hannover, der vom Bund vollständig finanziert wird, zwar nicht auf der Tagesordnung, werde aber zur Sprache kommen, heißt es aus dem Teilnehmerkreis.

Die Brandenburger sind sauer auf die Berliner. Verkehrssenator Peter Strieder (SPD) stellt den 620 Millionen Mark teuren Ausbau der so genannten Südtrasse (vom Jungfernsee bis zur Spree) in Frage. Stattdessen will er den Bau der Nordtrasse zum Westhafen in Moabit forcieren. Die Berliner Hafengesellschaft hat sich schon beschwert, dass die Schiffe hier nur mit einer Auslastung von zwei Drittel fahren können.

Für die Brandenburger ist der Ausbau des Teltowkanals aber eines der zentralen Wasserstraßenprojekte. Würde darauf verzichtet, würden die gerade ausgebauten Häfen in Königs Wusterhausen und Eisenhüttenstadt von der Entwicklung abgeschnitten, betonte gestern Ruth Simon, Sprecherin des Potsdamer Verkehrsministeriums. Daran hänge nicht nur die wirtschaftliche Entwicklung Ostbrandenburgs, auch die Wasserwege nach Polen wären unvollständig. „Mit Blick auf die Erweiterung der EU ist das unverständlich.“

Der Ausbau des Teltowkanals birgt allerdings enorme Probleme. „Wir müssten mehr als 20 Brücken anheben“, so der zuständige Abteilungsleiter in der Verkehrsverwaltung, Wolfgang Kollotschek. An der Ullsteinstraße müsste ein ganzer U-Bahnhof angehoben werden, damit die tonnenschweren Riesenschiffe durchfahren können. Zudem müssten mehrere Ausweichbecken errichtetet werden, in denen die Schiffe aneinander vorbeifahren können. Kollotschek: „Die Frage ist, ob das alles stadtverträglich ist.“ Unklar sei zudem, ob sich der Schiffverkehr tatsächlich so entwickele, wie ursprünglich angenommen.

Der Grünen-Verkehrsexperte Michael Cramer schlägt in die gleiche Kerbe. Die Verantwortlichen sollten sich von dem 5,35-Milliarden-Mark-Projekt gänzlich verabschieden und das Geld zum Ausbau der Eisenbahn-Infrastruktur verwenden. In Brandenburg/Havel sei schließlich das Verkehrsaufkommen auf dem Wasser innerhalb eines Jahres um 13 Prozent gesunken.

RICHARD ROTHER

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