: Fahndungserfolg neben brennendem Bus
Nach 13.620 Einsatzstunden ertappt die Polizei in Reinickendorf einen 33 Jahre alten Serienbrandstifter auf frischer Tat
Die Brandstiftungsserie in Reinickendorf ist aufgeklärt. Wie Polizeipräsident Hagen Saberschinsky gestern mitteilte, hat die Polizei in der Nacht zu Dienstag gegen 0.25 Uhr einen 33 Jahre alten Arbeitslosen festgenommen, der bisher 46 Taten gestanden habe. Der in der DDR bereits wegen Brandstiftung in Erscheinung getretene Mann wurde gestern einem Haftrichter vorgeführt. Wie häufig bei Brandstiftern leidet der Mann vermutlich an einer Persönlichkeitsstörung und soll bis zum Prozess in der Psychiatrie untergebracht werden.
Seit April war die Polizei durch eine Serie von Brandstiftungen in Waidmannslust, Wittenau, Lübars und Hermsdorf in Atem gehalten worden. Scheinbar wahllos wurden 37 Autos, acht Lauben, 29 Müllcontainer und Ähnliches angezündet. Dass es sich um ein und denselben Täter handelte, war schnell klar, weil dieser stets mit einer offenen Flamme zündelte.
In einer beispiellosen Großaktion hatte die Polizei seit Wochen auf der Lauer gelegen. Pro Nacht waren 40 bis 100 Zivilbeamte im Einsatz. Insgesamt waren in den knapp drei Monaten 2.285 Polizisten in rund 13.620 Einsatzstunden mit dem Fall beschäftigt. 117 Personen und 28 Fahrzeuge wurden überprüft.
Die Polizeipräsenz war dem Brandstifter nicht verborgen geblieben. Zweieinhalb Wochen hatte er eine Pause eingelegt, bevor er nun letztmals zuschlug. Seine Festnahme erfolgte laut Saberschinsky in unmittelbarer Nähe eines in Flammen stehenden VW-Busses: „Wir hatten uns bei der Überwachung konzeptionell darauf eingestellt, dass der Täter sich Objekte aussucht, von denen er schnell und relativ unbemerkt verschwinden konnte.“
Ursächlich für die Taten war nach Angaben des Leiters des Landeskriminalamtes, Hans-Ulrich Voß, ein Bündel von Motiven. Vor allem aber Spielsucht und Einsamkeit. Der stark verschuldete Sozialhilfeempfänger habe sich durch die Brandlegung einen Kick verschafft. Aber auch das „Katz- und Mausspiel mit der Polizei“ hat ihn laut Saberschinsky gereizt. Der in Sachsen-Anhalt aufgewachsene Mann habe die Schule nach der sechsten Klasse verlassen und viele Jahre in Kinderheimen und dem Jugendwerkhof zugebracht. 1985 wurde er zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt, weil er einen Kälberstall angezündet hatte. 1990 sei er nach Berlin gekommen, wo er sich mit Gelegenheitsjobs verdingte. Er wohnte mitten in Waidmannslust, dem Zentrum der Brände. Nach Angaben von Voß will der Täter sehr genau darauf geachtet haben, dass bei den Bränden kein Mensch zu Schaden komme. „Er zeigt sich sehr erschüttert und weint viel“, sagte Voß. PLUTONIA PLARRE
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