E-Mail von ortwin.runde

Kostenlos, aber riskant: Beim Start des Internet-Zugangs über www.hamburg.de gibt es Probleme mit Technik und Datenschutz  ■ Von Gernot Knödler

Der kostenlose Internet-Zugang über www.hamburg.de hat sich für die KundInnen von T-online und AOL als Danaergeschenk erwiesen oder, wie es taz-Leser Dieter Lipinski ausdrückt, „schlimmer als ein Kuckucksei!“ Denn zum einen verträgt sich hamburg.de nicht mit T-online oder AOL. Zum anderen hat sich herausgestellt, dass sich über hamburg.de e-mails mit beliebigen Absendern verschicken lassen.

Den Schlüssel zum Internet-Portal der Stadt gibt es seit zwei Wochen kostenlos in Form einer CD-Rom bei den Orts- und Bezirksämtern, in Bücherhallen und bei der Haspa. T-Online-Kunde Lipinski versuchte, sich damit eine e-mail-Adresse einzurichten und flog prompt aus dem Netz. Weder über T-online noch über hamburg.de konnte er Daten abrufen.

Die Betreiber des Internet-Portals hätten deutlicher machen sollen, dass die CD für Leute gedacht war, die noch nicht bei einem anderen Internet-Provider angemeldet sind, räumt Renate Mitterhuber von der Finanzbehörde ein. „Wenn sie schon Internet haben, brauchen sie die Zugangs-CD nicht“, sagt die Pressesprecherin. In diesem Fall lässt sich www.hamburg.de einfach so ansteuern.

Der Internet-Zugang über die CD wurde möglich über eine Kooperation von hamburg.de mit Hansenet. Der Telefonanbieter öffnet call-by-call den Zugang zum Internet, wo die Nutzerin dann auf der Startseite von hamburg.de landet.

Ist aber bereits ein Internet-Zugang über T-online oder AOL auf dem Rechner installiert, gibt es Probleme. Jörg Dienemann von der Kieler EDV-Firma S-Netline, die hamburg.de aufbaut, erläutert warum: Die beiden Internet-Provider richten bei der Installation ihrer Programme spezielle Treiber auf dem Modem oder der ISDN-Karte des Computers ein. Die Installations-CD von hamburg.de arbeitet mit einem anderen Treiber und kann deshalb mit dem Modem nicht kommunizieren.

Die Nutzerin des Rechners kann dieses Problem beheben, indem sie nach hamburg.de den Treiber von T-Online oder AOL noch einmal neu installiert. In der Reihenfolge gibt es keine Schwierigkeiten.

Aber ein Risiko: 25.000 Menschen haben sich Dienemann zufolge schon eine e-mail-Adresse bei hamburg.de einrichten lassen. Jetzt stellte sich heraus: Jeder von ihnen kann e-mails statt unter Angabe seiner eigenen Adresse unter fremdem Absender verschicken. Innensenator Wrocklage könnte problemlos ein launiger Bericht über eine Autofahrt im Vollrausch unterstellt werden, ein Absender ortwin.runde@hamburg.de könnte Haschisch zum Kauf anbieten.

„Wir wollten unseren Usern erstmal eine e-mail-Adresse zur Verfügung stellen“, entschuldigt sich Dienemann. Dabei habe man sich des im Internet üblichen Standards bedient. Man arbeite daran, die Sicherheitslücke zu schließen, indem die elektronische Adresse jedes teilnehmenden Computers mit seiner e-mail-Adresse verknüpft wird. Selbst dann könnten jedoch über andere, ungesicherte Server hamburg.de-e-mails gefälscht werden.

Die „Hamburg.de GmbH“, die das Portal betreut, war entstanden, weil der Senat aus dem aufwendigen Internet-Auftritt Hamburgs aussteigen wollte. Eine Privatfirma sollte das Ganze aus Werbeeinnahmen finanzieren.