piwik no script img

Bayer rettet den Fußball

Christoph Daum wird ab Juni 2001 neuer Fußball-Bundestrainer, Ex-Nationalspieler und Neu-Teamchef Ruuuudi Völler versucht sich in der Zwischenzeit als Platzhalter

BERLIN taz ■ Der Gewinner sah aus, als habe man ihm gerade das Wort Unterhaching ins Ohr geflüstert, der Verlierer war überhaupt nicht zu sehen. Kein Wunder: Während Christoph Daum, Coach des jüngst von der SpVgg Unterhaching am Titelgewinn gehinderten Bundesligisten Bayer Leverkusen, zum Bundestrainer in spe ausgerufen wurde, weilte sein Vorgänger auf dem Top-Kandidatenposten verletzt und vergrätzt in Amerika.

Kurz vor der Europameisterschaft hatte noch alles danach ausgesehen, als wäre es nur eine Frage der Zeit, bis Weltrekordnationalspieler Lothar Matthäus die Macht über das DFB-Team verliehen bekommt, nach seiner ausgiebigen Selbstdemontage während des Turniers und danach ist von dem Noch-Spieler der New York MetroStars keine Rede mehr. In den letzten Tagen war es nur noch eine Frage der Zeit, wann Christoph Daum, der von seiner neuen Rolle als Heilsbringer sichtlich gebauchpinselte Beinahe-Erfolgscoach, das Bundestraineramt übernehmen würde.

Eine Gipfelkonferenz des deutschen Fußballs, sofern man in diesem Zusammenhang von Gipfel sprechen kann, lieferte gestern in Köln die Antwort: Der 46-jährige Daum tritt seinen Dienst als Bundestrainer am 1. Juni 2001 an und soll einen Vertrag bis 2004 erhalten. Schlechte Karten für Matthäus. DFB-Vizepräsident Gerhard Mayer-Vorfelder schaffte es jedoch nicht, seinen Wunschkandidaten Daum sofort von Bayer Leverkusen, wo morgen die Vorbereitung für die neue Saison beginnt, loszueisen. Bis zu Daums Übernahme fungiert daher überraschenderweise Rudi Völler, bisher im Management von Bayer Leverkusen tätig, als Interims-Teamchef. Da der 40-jährige Ex-Nationalspieler keine Trainerlizenz besitzt, wird ihm ein Trainer zur Seite gestellt.

Weil auch dem DFB klar geworden ist, dass mit der Lösung der Trainerfrage die Probleme kaum behoben sind, wird er mit sofortiger Wirkung eine Task Force unter Beteiligung der Bundesliga-Vereine, die Spieler für die deutsche Nationalmannschaft abstellen, einrichten. In dieser Arbeitsgruppe wird der Vize-Präsident des FC Bayern München, Karlheinz Rummenigge, die Führungsrolle einnehmen. „Es war eine Entscheidung, die den deutschen Fußball wieder nach vorne bringt“, behauptete Mayer-Vorfelder. MATTI

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen