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berliner szenenTheater im Cookies

Disconnected

Natürlich glaubt niemand dem Typen auch nur ein Wort, wenn er kurz nach zehn ins Cookies in der Saarbrücker Straße stolpert, zielgerichtet auf die Bar zusteuert und mit betont mäßigem Interesse „Geht’s schon los, oder was?“ fragt. Das stört aber auch keinen der etwa 30 Anwesenden, die mit Zigaretten und Flaschen in den Händen auf Bierkisten auf der Tanzfläche hocken. Wer für ein Theaterstück in einen Club geht, will nicht sehen, was ist, sondern was sein könnte. Und solche nächtlichen Entwürfe von Möglichkeiten zeigt „disco-nn-ected“ zwischen Dialog, Videointerviews, Kurzchoreografien und Musik in schönster Entspanntheit.

Es geht um das Banalste: Boy meets girl, Liebe, Eifersucht, Zusammenziehen und Tischabräumen. Wie in jedem anständigen Popsong wird das Banalste aber auch das Größte und vor allem in kaum erweiterten Dreiminutenversionen abgespielt. Stefan Neugebauer lässt vier Schauspieler in wechselnden Konstellationen Ausschnitte und Schleifen einer Geschichte spielen, Licht an: los!, Licht aus: Ende!, dazwischen ein sarkastisches „Super, meine Freundin vögelt einen mit ’ner Dachterrasse in Mitte“.

Oliver Doerell legt auf, das Publikum wippt mit, der Film geht auf dem anderen Sofa weiter. Manchmal wirkt das schlecht gespielt, aber dann, man kann sich nicht helfen, ist das Drama dem Leben am nächsten. CK

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