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Fidschi mit Regierung, aber ohne Frieden

Nach Ernennung eines neuen Premierministers wachsen die Spannungen. Schießereien und Meutereien in der Armee

BERLIN taz ■ Vor dem Parlamentsgebäude in der Hauptstadt der südpazifischen Fidschiinseln haben sich gestern Unterstützer des rassistischen Putschführers George Speight eine Schießerei mit Regierungstruppen geliefert. Berichten zufolge wurden bei dem zehn Minuten dauernden Feuergefecht in Suva mindestens fünf Personen verletzt.

Nach Angaben des Militärs hatten zunächst drei Soldaten Warnschüsse abgegeben, als sie von 200 Unterstützern des Putsches eingekreist wurden. Daraus habe sich die Schießerei entwickelt. Bei den Verletzten soll es sich um einen bewaffneten Putschisten und vier zivile Unterstützer handeln. Andere Berichte sprechen von sieben Verletzten, darunter zwei Putschisten. Rebellensprecher Joe Nata gab den Soldaten die Schuld an dem Vorfall: „Sie haben zuerst geschossen. Wir haben nur versucht, unsere Zivilisten zu schützen.“ Laut Nata seien die Soldaten zu nah an das Parlamentsgebäude gekommen. Darin halten die Putschisten seit dem 19. Mai den inzwischen entmachteten indischstämmigen Premierminister Mahendra Chaudry und weitere 26 Geiseln gefangen, darunter ehemalige Kabinettsmitglieder.

Die Schießerei ereignete sich wenige Stunden nachdem das seit dem 29. Mai per Kriegsrecht regierende Militär am Montag den Bankier Laisenia Quarase zum Übergangspremierminister ernannt hatte. Seine Ernennung und die seines 18-köpfigen Kabinetts lehnen die Putschisten ab. Putschführer Speight warf dem Militär vor, die Sicherheit der Geiseln zu gefährden. Es sei ein schwerer Fehler gewesen, dass die neue Regierung ohne Absprache mit den Rebellen gebildet worden sei. Dabei ist im neuen Kabinett nicht ein indischer Fidschianer vertreten.

Der frühere Geschäftsmann Speight kündigte an, die Geiseln so lange festzuhalten, bis seine Forderungen erfüllt seien. Die Putschisten verlangen ein Mitspracherecht bei der Regierungsbildung und eine gesetzlich verankerte Bevorzugung der eingeborenen Fidschianer gegenüber den indischstämmigen Einwohnern. Deren Bevölkerungsanteil betrug vor dem Putsch 44 Prozent. Die außer Kraft gesetzte Verfassung von 1997 hatte ihnen gleiche Rechte zugesichert.

Die Schießerei ist Ausdruck der Spannungen, die seit der Ernennung Quarases wieder stark zugenommen haben. Kurz vor der Schießerei hatten in Labasa, dem Hauptort der zweitgrößten Insel Vanua Levu, mit den Putschisten sympathisierende Soldaten gemeutert. Sie brachten die Kaserne des Ortes unter ihre Kontrolle und entwendeten zwei Lkws voller Waffen.

Laut einem Radiobericht aus Labasa unterstützten 95 Prozent der dortigen Soldaten den Putsch. Aus Angst vor Gewalt seien dort Läden und Schulen geschlossen worden. Speight sagte einen Dominoeffekt voraus und meinte, Militärchef Frank Bainimarama werde bald keine Soldaten mehr haben. Das Militär bestätigte die Meuterei, wollte dazu aber nicht weiter Stellung nehmen. SVEN HANSEN

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