: Geld ausgeben wie die Weltmeister
Heute wir die WM 2006 vergeben. Eine abgespeckte Variante für das Olympiastadion wurde nie ersthaft diskutiert
Nun tagen sie wieder einmal, die Weltverantwortlichen des Sports. Wie schon 1993 bei der Vergabe der Olympischen Spiele 2000 stehen die Chancen für Berlin nicht gut. Und wie damals stört das die Berliner große Koalition nicht die Bohne. Auch wenn die Fußballweltmeisterschaft 2006 nach Südafrika geht, wird das Berliner Olympiastadion WM-tauglich umgebaut. Koste es, was es wolle, in diesem Fall 483 Millionen Mark, davon 283 aus den leeren Berliner Kassen.
Schon vor Unterzeichnung mit dem Investor, der Augsburger Firma Walter Bau AG, hatte der grüne Haushaltspolitiker Burkhard Müller-Schoenau eine WM-Klausel gefordert. Sollte Deutschland und damit Berlin nicht den WM-Zuschlag bekommen, so Müller-Schoenaus Vorschlag, könne das Stadion auch in einer abgespeckten Variante saniert werden. Etwa 100 Millionen Mark, so die Rechnung des Grünen, hätten gespart werden können, etwa beim Stadiondach, den VIP-Boxen oder den vom Weltfußballverband geforderten Tiefgaragen.
Doch im Senat stand dies nie ernsthaft zur Debatte. Wie schon beim knapp 1 Milliarde Mark teuren Bau der Olympiasporthallen nach der Vergabe der Spiele 2000 an Sydney wird auch beim Stadion nicht gekleckert. Warum, erklärt Petra Reetz, die Sprecherin von Bausenator Peter Strieder (SPD): „Es geht nicht nur um die WM, sondern um den internationalen Stadionwettbewerb.“ Ohne internationalen Standard würde Berlin hier zurückbleiben.
Bei so viel Standortsorge spielt die Finanzierung natürlich nur eine untergeordnete Rolle. Ursprünglich sollte ein Privatinvestor die Kosten des Umbaus in Gänze übernehmen. Heute redet davon keiner mehr. Von den 483 Millionen, die der Bau nach den Entwürfen des Hamburger Architektenbüros Gerkan, Marg und Partner kostet, übernimmt die Walter Bau AG nur 90 Millionen, der Bund zahlt 100 Millionen, für den Rest kommt das Land auf. Hinzu kommt, dass Berlin sogar für den finanziellen Einsatz der Walter Bau AG bürgt.
Woher das Geld genommen werden soll, weiß heute freilich noch immer keiner. Strieders Vorschlag, das Olympiastadion durch einen Baustopp bei der U 5 zu finanzieren, stößt nämlich – trotz Zustimmung von Finanzsenator Peter Kurth (CDU) – beim Regierenden Bürgermeister Eberhard Diepgen auf erbitterten Widerstand. Strieder wiederum weigert sich, geplante Tramlinien für die Stadionfinanzierung zu opfern. So bleibt das Olympiastadion ein Wechsel auf die Zukunft. Wie zuvor die Bewerbung für Olympia 2000. Den Rest kennen Sie ja. UWE RADA
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