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Drei Prozent Moral

■ Entschädigung für NS-Zwangsarbeiter: Bürgerschaft lädt zahlende Firmen ein

5600 Hamburger Firmen haben im März in ihrem Postkasten einen Brief der Handelskammer gefunden – mit der Bitte, sie mögen sich doch an der Stiftung der deutschen Wirtschaft zur Entschädigung von ZwangsarbeiterInnen unter der Naziherrschaft beteiligen. 144 Unternehmen sind der Bitte bisher gefolgt: Das sind drei Prozent. Damit ist Hamburg sogar der Kammerbezirk mit der höchsten Rate in Deutschland. Die Präsidentin der Bürgerschaft, Dorothee Stapelfeldt (SPD), hat nun eine Initiative gestartet, um weitere Unternehmen zum Mittun zu bewegen.

Nur nicht durch Vorwürfe abschrecken, niemanden vor den Kopf stoßen: Das ist Stapelfeldts Taktik. „Es geht nicht darum, einzelne Unternehmen an den Pranger zu stellen, weil sie sich an der Stiftung nicht beteiligen“, sagt sie und will die Aktion „ins Positive gewendet“ sehen. Daher dankt sie auch ausführlich der Handelskammer und den Firmen, die bisher mitmachen und sich „vorbildlich verhalten“ haben, unter ihnen sind zum Beispiel Großunternehmen wie die Holsten Brauerei, der Otto Versand, Beiersdorf, die Norddeutsche Affinerie oder Hapag Lloyd. Dafür werden sie in der kommenden Woche ins Rathaus eingeladen und nach den Motiven für ihre Beteiligung befragt – als Argumentationshilfe für die Firmen, die sich bisher verweigert haben. Diese will man anschließend noch einmal persönlich ansprechen.

Für die Haltung der Verweigerer hat Handelskammer-Präsident Nikolaus W. Schües durchaus Verständnis. Schließlich müssten erst zahlreiche Leute in diversen Gremien des Unternehmens überzeugt werden, der Stiftung beizutreten, und dies sei ein langwieriger komplizierter Akt: „Auch wenn manche zahlen wollten, können sie es nicht.“ Außerdem fürchteten viele Unternehmen um ihr Saubermann-Image, wenn bekannt würde, dass sie der Stiftung beitreten. Neun der 144 Hamburger Firmen möchten daher auch nicht namentlich genannt werden. Schües setzt darauf, dass unter dem Schutz der Anonymität auch andere Firmen den Schritt tun, einzuzahlen.

Die Mehrheit der angeschriebenen Unternehmen, gut 77 Prozent, so ergänzt Schües, seien Nachkriegsgründungen. Sie machen auch rund drei Viertel der zahlenden Firmen aus. Peter Ahrens

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