■ Urdrüs wahre Kolumne
: Dixies für Ernst-August-Platz

Was sagte mir doch kürzlich ein offensichtlich vollkommen unvoreingenommener Zu-fallsbekannter aus Gröpelingen an-lässlich eines gemeinsamen Billardspiels im Lindenhof? „Bei Use Akschn machense jezzn neuen Supermarkt direkt vom Senat auf, war jetzt Spatenstich. Und da gibt es dann für Sozialhilfeempfänger und Rentner Rabatt, aber wenn da dann nur Türkenlümmel rumhängen, kannste das vergessen, dann geh ich lieber weiter nachem Aldi.“ Und natürlich versuche ich als Abonnent von Peter Mosleitners interessantem Magazin das Gespräch auch auf den Rest des Spacepark zu bringen, doch davon weiß der Mann aus dem Volke nix: „Kann aber sein, dasse da son Karussel mit Raketen hinstellen, aber da wirste erst 'ne Mark reinschmeißen müssen, die machen doch mit sowas nur die Kinder verrückt.“ So wird es kommen!

Die in diesem Medium publizierte Forderung der Grünen nach Aufstellung von Dixie-Klos auf dem Ernst August-Platz in Hannover-Expostadt ist längst überholt. Der Platz ist bereits ein Dixie-Klo und wird demnächst von Prinzessin Lilly zu Schaumburg-Lippe versteigert zugunsten einer Gesichtsoperation für Ministerpräsident Siegmar Gabriel: Um die Physiognomie dieses Mannes unterscheidbar zu machen vom verlegenen Lächeln des landesüblichen Gartenzwergs, ist ärztliche Kunst auf höchstem Niveau gefordert, aber vielleicht wird's ja im großkoalitionären Zweierpack billiger, wenn Bremen noch den erfolgreichen Kampfhund-Imitator Jens Eckhoff zum Permanent Make Up mit einliefert.

„In Italien dreht man Spaghetti ja nur auf die Gabel, ganz ohne Löffel“ – so der völlig unerbetene Insidertip eines äußerst unangenehmen Tischnachbarn in einer hiesigen Allerwelts-Pizzeria. Und während ich noch in schicksalsergebener Hilflosigkeit darauf warte, ob dieser Hilfsoberlehrer mich darüber aufklärt, daß das neue Jahrtausend erst in der kommenden Silvesternacht anfängt, kommt eine stattliche Signorina in das Lokal, setzt sich zu ihm und nickt mir mitleidsvoll und verzeihungheischend zugleich zu: „Na, hat der alte Trottel Ihnen schon eine Menge dummes Zeug erzählt? Los, Hartmut, bestell zur Entschuldigung einen Grappa für den Herrn.“ War aber nicht Perschau, ehrlich! Und der Schnaps war klar und wahr.

Leider war in diesem Blatt rein gar nix zu lesen über den Deutschen Rosenkongress in Bremen (CieCieBie?), und damit entfiel auch die Berichterstattung über die ausweislich Weserkurier vorgenommene Taufe einer neuen Rosensorte durch Henning Scherf auf den Namen „Bremer Stadtmusikanten“. Und dabei hätte ich so gern irgendein Foto dazu gesehen, wie der Lange sich über die Königin der Blumen bückt, um sein Patenkind zu herzen und zu küssen. In feinen Fäden wäre ihm vielleicht das rote Protestantenblut stimmungsvoll aus der Wange geflossen, hätte seine warmen Tropfspuren auf dem Blütenkelch hinterlassen und allen Beobachtern dieser ergreifenden Charade hätte sich der symbolträchtige Gedanke ins Bewusstsein gehoben „Alle Rosen haben Dornen“. Und danach weiter im Dienstwagen zum Ortstermin mit Pitbull-Experten im Tierheim an der Hemmstraße: So regiert sich Bremen / solange es noch steht.

„Wollnse nich was kaufen, irgendwas für ganz billig“, fragt mich dieser Tage das multikulturell zusammengesetzte VerkäuferInnen-Quartett eines völlig improvisierten Flohmarkts auf dem Trottoir am Buntentorsteinweg. Mal kucken. Wendy-Comics für kleine Pferdefreunde, ein paar vermutlich durch die Pokemons aus der aktuellen Begehrlichkeit gedrängte Sticker mit Diddl-Mäusen und dann noch allerhand Plüschmonster vom universellen Friedhof der Kuscheltiere, der manche Kinderzimmer bereits rettungslos überflutet hat. Einzig die von einem anonymen Produzenten zusammengestellte Toncassette mit der Filzstiftaufschrift „Neue Beck–s und Werder-Lieder“ findet mein Interesse und geht dann als Bremensie diskussionslos für zwei Mark über den Tresen. Und was hört man dann daheim aus knisterndem Lautsprecher? Wölfchen Biermann und Reinhard Mey ohne Ende. Neue Beck–s und Werder-Lieder! Mit mir kann man's ja machen ...

Ob Bundestrainer Käte Völler als alte Äbbelwoi-Bremerin am Sonntag auch beim lustigen Torwandschießen der taz im „Scooter“ auf der Breminale vorbeikommt? Als Schiedsrichter und Moderator hofft zwischen 12 und 15 Uhr gemeinsam mit Meister Propper auf trinkfreudig-kultursportliches Publikum

Ulrich „Schlabbekicker“

Reineking

PS: Schön, daß die alte Vulkansocke Friedrich Hennemann nicht mehr von der Knast-Gefahr bedroht ist. Jetzt noch Freiheit für „Apo“ Öcalan und die letzten Gefangenen der RAF und wir nennen die Welt einen etwas gerechteren Ort!