Bart ist Trumpf

Afghanistans Taliban-Regierung verbietet Beschäftigung von Frauen in Hilfsorganisationen

PESHAWAR taz ■ Die Taliban-Regierung in Afghanistan hat erneut ein Arbeitsverbot für Frauen in nationalen und internationalen Hilfsorganisationen verhängt. Der Beschluss des Ministerrats in Kabul erreichte am Donnerstagmittag das Büro des UN-Entwicklungsprogramms (UNDP) in Kabul per Fax aus dem afghanischen Planministerium. Als Begründung wurde angegeben, dass Frauenarbeit „der Politik des Islamischen Emirats Afghanistan zuwiderläuft“.

Die Note des Planministeriums enthält weder einen Termin noch ist klar, ob ausschließlich afghanische Frauen gemeint sind. Am Montag sollen weitere Informationen bekannt gegeben werden. Die Mitteilung der Taliban beendet eine von zwei Möglichkeiten für afghanische Frauen, berufstätig zu sein. Nach internationalen Protesten und vor allem der Einsicht, dass das Gesundheitswesen für Frauen ohne Ärztinnen zusammenbrechen würde, haben die Taliban bereits das Arbeitsverbot für Frauen in Krankenhäusern aufgehoben.

Nach und nach konnten auch humanitäre UN-Unterorganisationen und NGOs Afghaninnen beschäftigen. Dies wurde sogar durch ein Dekret von Taliban-Chef Mulla Muhammad Omar untermauert. Dies scheint jetzt nicht mehr zu gelten.

Wie viele Frauen von dem erneuten Arbeitsverbot betroffen sein werden, ist schwer einzuschätzen, aber es dürften Tausende sein. Allein das UN-Welternährungsprogramm WFP beschäftigt in Kabul 600 Frauen in „Frauenbäckereien“, die vor allem allein stehenden Frauen oder Witwen Arbeit geben und hilfsbedürftige Familien mit Brot versorgen. NGOs wie die Welthungerhilfe und das schwedische Afghanistan-Komitee setzen Frauen bei Haus-zu-Haus-Untersuchungen für Hygieneprojekte ein. Dies alles soll nun nicht mehr möglich sein. UN-Mitarbeiter in Kabul zeigten sich zunächst überrascht von dem Taliban-Verbot, wollten es aber vor der montäglichen Runde im Planministerium nicht kommentieren. JAN HELLER