: Die U 5 verschwindet im Untergrund
Bausenator Peter Strieder (SPD): Bundesverkehrsminister stimmt einer Verschiebung des U-Bahn-Baus zu
Die so genannte „Kanzler-U-Bahn“ soll erst 2015 in Betrieb gehen. Darauf haben sich nach Zeitungsberichten Bausenator Peter Strieder und Bundesverkehrsminister Reinhard Klimmt (beide SPD) geeinigt. Eine Sprecherin des Verkehrsministeriums wollte gestern die Einigung weder bestätigen noch dementieren. Sicherlich habe es Gespräche zwischen Klimmt und Strieder gegeben. Ergebnisse seien ihr aber nicht bekannt. Zudem sei die Verlängerung der U 5 eine „Berliner Geschichte“, die im Senat geklärt werden müsse.
In der Koalitionsvereinbarung von CDU und SPD ist die Verlängerung der U-Bahn-Linie 5 vom Alexanderplatz zum Lehrter Bahnhof bis zum Jahr 2006 festgeschrieben. Um diesen Termin war zuletzt ein offener Streit ausgebrochen. Während der Regierende Bürgermeitser Eberhard Diepgen und Wirtschaftssenator Wolfgang Branoner (beide CDU) für den sofortigen Bau sind, plädieren Strieder und Finanzsenator Peter Kurth (CDU) für eine Verschiebung.
Der verkehrspolitische Sprecher der grünen Fraktion im Abgeordnetenhaus, Michael Cramer, forderte den Senat auf, der Vereinbarung von Klimmt und Strieder zuzustimmen. Nach zehnjährigem verkehrspolitischen Stillstand wäre das endlich eine gute Nachricht.
Mit der Entscheidung gegen die U 5 könne der Ausbau der Straßenbahn vorangetrieben werden. Die Bau- und Betriebskosten seien weitaus niedriger als bei der U-Bahn. Darüber hinaus schaffe der Straßenbahnbau viermal mehr Arbeitsplätze als der maschinenintensive U-Bahn-Bau.
Langfristig sei die „Kanzler-U-Bahn“ allerdings notwendig, wird Strieder von der Berliner Zeitung zitiert. Ein endgültiger Stopp des Projektes sei daher kein Thema gewesen. Doch bis zum geplanten Weiterbau ab dem Jahr 2008 oder 2009 hätten andere Projekte Vorrang: zum Beispiel die Sanierung des Olympiastadions. Im Hinblick auf die Fußballweltmeisterschaft 2006 ist die mehr als 500 Millionen Mark teuere Sanierung das bei weitem teuerste Stadionprojekt der Republik.
RICHARD ROTHER
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